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GMS Hygiene and Infection Control

Deutsche Gesellschaft für Allgemeine und Krankenhaus-Hygiene (DGKH)

2196-5226


Übersichtsarbeit

Hautpflege bei Inkontinenz

 Veronika Gerber 1

1 Aurich, Deutschland

Zusammenfassung

Die Inkontinenz stellt besondere Anforderungen an den Hautschutz und die Hautpflege, um Hautschäden zu verhindern und dadurch Schmerzen und Kosten zu ersparen.


Schlüsselwörter

Inkontinenz, Hautschutz, Hautpflege, Fallbeispiele

Text

Problem

Durch eine Inkontinenz ist die Haut Belastungen ausgesetzt, die es zu erkennen und zu vermindern gilt. Unabhängig vom Hauttyp besteht die Gefahr der Hautschädigung durch Feuchtigkeit, Reibung, Druck (Katheter), aggressive Substanzen und mechanische Reize. Dieser Gefahr gilt es durch vorausschauendes Handeln vorzubeugen.

Empfehlungen zur Hautpflege bei Inkontinenz

Die nachfolgend genannten Maßnahmen sind unter Beachtung des individuellen Hautzustands, der Art der Inkontinenz, der Compliance des Patienten, der Beachtung des Selbstpflegepotentials und der Praktikabilität bei allen inkontinenten Patienten zu treffen:

  • Auswahl geeigneter Inkontinenzhilfsmittel
  • Auswahl einer geeigneten Hautpflege unter folgenden Gesichtspunkten:
    • Hautzustand
    • Belastung
    • Verträglichkeit
    • Möglichkeit der Hautbeobachtung
  • Hautreinigung mit pH-neutraler Waschlotion
  • Haut gut abtrocknen, nicht reiben!

Der Hautschutz hat bei inkontinenten Patienten eine größere Bedeutung als die Hautpflege, da die Haut Reizungen ausgesetzt ist, die von außen kommen. Gelingt es, eine Barriere zwischen diesen Substanzen und der Haut aufzubauen, sinkt die Gefahr der Hautschädigung deutlich.

Die Industrie bietet Hautschutz in Form von flüssigen Hautschutzfilmen, Hautschutzsprays oder Hautpflegetüchern, wie sie aus der Stomapflege bekannt sind, an. Neu ist eine Hautschutzcreme, die eine solche Barriere über 24 h aufrechterhält (Cavilon-Hautschutzcreme der Firma 3M).

Besteht bereits eine Schädigung der Haut, sind ergänzende Maßnahmen erforderlich. Eine antiseptische Behandlung der Hautläsion ist wegen der Kontamination durch die Darmflora empfehlenswert. Alle zur Versorgung chronischer Wunden geeigneten Antiseptika können bedenkenlos eingesetzt werden. Ob eine hydroaktive Wundauflage erforderlich ist, hängt vom Grad der Schädigung ab. Sobald die Schädigung bis auf das Gewebe reicht, ist eine solche Maßnahme sinnvoll. Eine großflächige Fixierung mit einer semipermeablen Folie erhöht die Stabilität des Verbands, erleichtert die Reinigung und verhindert ein Eindringen der Darmbakterien.

Behandlungsbeispiele

Beispiel 1: Mazeration der Haut durch ungeeignete Inkontinenzversorgung (Abbildung 1 [Abb. 1])

Abbildung 1: Mazeration

Behandlungsempfehlung:

  • Hautreinigung mit pH-neutraler Waschlotion
  • Optimierung der Inkontinenzversorgung
  • Antiseptische Behandlung mit Schleimhautantiseptikum
  • Haut gut abtrocknen, nicht reiben!
  • Hautschutzfilm auf trockene Haut auftragen
  • Hautläsionen mit dünnem Hydrokolloid-Verband abdecken

Beispiel 2: Schwerer Intertrigo durch Adipositas und feuchte Analfalte bei Inkontinenz (Abbildung 2 [Abb. 2])

Abbildung 2: Schwerer Intertrigo durch Adipositas und feuchte Analfalte bei Inkontinenz

Behandlungsempfehlung:

  • Haut von Haut trennen durch Einlegen einer Saugkompresse
  • Optimierung der Inkontinenzversorgung
  • Hautschutzfilm auf trockene Haut auftragen

Beispiel 3: Hautläsionen im Windelbereich (Abbildung 3 [Abb. 3])

Abbildung 3: Windeldermatitis

Behandlungsempfehlung:

  • Antiseptische Behandlung mit Wundantiseptikum
  • Freilagerung; evtl. Katheter bis zur Abheilung
  • Hautschutzfilm auftragen
  • Wundflächen hydroaktiv verbinden

Die ausgewählten Beispiele zeigen Hautschäden, die Schmerzen und Kosten verursachen und bei konsequenter präventiver Pflege nicht erforderlich wären. Hautschutz und Hautpflege bei Inkontinenz sind somit bedeutende pflegerische Aufgaben.