Zeitschrift für Medizinische Ausbildung der GMA – Erreichtes und Erwünschtes
Götz Fabry 1,2Martin R. Fischer 3,4
1 Albert-Ludwigs-Universität, Medizinische Fakultät, Abteilung für Medizinische Soziologie, Freiburg, Deutschland
2 GMS Zeitschrift für Medizinische Ausbildung, stellv. Schriftleiter, Erlangen, Deutschland
3 Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, Lehrstuhl für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, München, Deutschland
4 GMS Zeitschrift für Medizinische Ausbildung, Schriftleiter, Erlangen, Deutschland
Leitartikel
Die GMS Zeitschrift für Medizinische Ausbildung (ZMA) ist das Publikationsorgan der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) (
Die ZMA hat in letzter Zeit große Entwicklungsschritte gemacht. Hier sind vor allem die durchgehende Zweisprachigkeit in deutscher und englischer Sprache seit 05/2010 und die Aufnahme in die öffentlich zugängliche Datenbank des US-amerikanischen National Center for Biotechnology Information (NCBI) MEDLINE (Medical Literature Analysis and Retrieval System Online) und in PubMed Central (siehe
Zahl und Qualität der in der ZMA veröffentlichten Originalarbeiten haben in den letzten Jahren erfreulich zugenommen, was sicherlich als Ausdruck der dynamischen Entwicklung der medizinischen Ausbildungsforschung im deutschsprachigen Raum gewertet werden kann. Obwohl es eigentlich selbstverständlich scheint, kann dabei der ausführliche Bezug zu Vorarbeiten in der medizinischen Ausbildungsforschung insofern eine Herausforderung sein, als die entsprechende Literatur nicht immer einfach zu finden ist [10], [11]. Das gilt insbesondere dann, wenn sie außerhalb der von den medizinischen Datenbanken erfassten Zeitschriften veröffentlicht wurde. Ähnlich schwierig ist mitunter die Reflexion und ausdrückliche Bezugnahme auf die einer Arbeit zugrundeliegenden theoretischen und konzeptuellen Vorannahmen [2]. Dazu sind nämlich häufig Kenntnisse etwa der kognitiven oder pädagogischen Psychologie erforderlich. Gerade die explizite Bezugnahme auf Theorien und Konstrukte ist es aber, von der ein Wissenschaftsbereich langfristig profitiert, weil nur so die einzelnen empirischen Erkenntnisse zu einem kohärenten Ganzen zusammengesetzt werden können. Beide Aspekte legen daher die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern mit medizinischer und medizindidaktischer Fachexpertise insbesondere mit Erziehungswissenschaftlern und pädagogischen und kognitiven Psychologen nahe. Eine solche Zusammenarbeit ist auch im Hinblick auf methodische Fragen wünschenswert und, denn auch diesbezüglich sind Projekte der Ausbildungsforschung anspruchsvoll, weil sie häufig einen anderen Zugang erfordern als etwa klinische oder naturwissenschaftliche Fragestellungen [12].
Projektberichte sind ein wichtiges Element der ZMA, um die Lehre weiterzuentwickeln, zur Nachahmung guter Ideen anzuregen und somit die dynamische Entwicklung an den Fakultäten abzubilden und standortübergreifend zu fördern. Damit sie dieser Aufgabe gerecht werden können, müssen sie neben möglichst konkreten Angaben zur Umsetzung des jeweiligen Projekts unbedingt auch Angaben zur curricularen Einbettung und zu den lokalen Rahmenbedingungen enthalten. Die folgenden Leitfragen können dabei hilfreich sein: Welches Problem, welche Herausforderung, welcher Bedarf wurde mit dem Projekt adressiert? Was genau wurde wie gemacht? Welche Ergebnisse, Erkenntnisse, weiterführende Fragen ergeben sich? Auch in einem Projektbericht ist die Bezugnahme auf bestehende Literatur und entsprechende konzeptuelle Vorarbeiten wichtig, gerade auch um die Entwicklung hin zu einer evidenzbasierten Lehre voranzubringen.
Eine Kategorie, die bislang in der ZMA noch keine große Rolle spielt, die aber für die Wahrnehmung der Zeitschrift und letztendlich auch für den Impact Faktor erfahrungsgemäß besonders wichtig ist, sind Übersichtsarbeiten. Sie sind auch angesichts einer zunehmend unübersichtlich werdenden Forschungslandschaft von großer Bedeutung, weil so einerseits Forschungslücken systematisch entdeckt und andererseits wiederholte Studien zu bereits geklärten Fragen vermieden werden können. Zu den Herausforderungen und Fragen, die mit den verschiedenen Formen von Übersichtsarbeiten verbunden sind (z.B. systematische vs. kritische und narrative Übersichten oder Metaanalysen) gibt es mittlerweile eine eigene intensive Diskussion [7], [8], [4]. Die ZMA sollte die Möglichkeiten und Chancen von Übersichtsarbeiten unbedingt in der Zukunft nutzen. Wir ermutigen deshalb zur Einreichung von Übersichtsarbeiten und werden systematisch Autorinnen und Autoren auch aus benachbarten Wissenschaftsbereichen dazu einladen, solche Übersichten in der ZMA zu publizieren.
Ein zentrales Ziel für die Zeitschrift ist das Erreichen eines Impact Faktors. Der Impact Faktor ist kein direktes Maß für die Qualität der in einer Zeitschrift veröffentlichten Artikel, zumal er nicht zwischen verschiedenen Artikelkategorien z.B. Originalarbeiten und Kommentaren differenziert. Er ist aber für die Frage, wie eine Zeitschrift wahrgenommen wird, von zentraler Bedeutung. Für den Impact Faktor ist bekanntermaßen die Häufigkeit ausschlaggebend, mit der Beiträge einer Zeitschrift zitiert werden. Zwar ist das Erreichen eines Impact Faktors kein Selbstzweck, aber eine stärkere internationale Wahrnehmung der ZMA liegt sicherlich im Interesse aller Beteiligten. Ausschlaggebend dafür ist in erster Linie die Qualität der veröffentlichten Artikel, die für die Leserschaft interessant und relevant sein müssen. In den letzten Jahren hat die ZMA diesbezüglich bereits eine sehr gute Entwicklung genommen. Eine weitere Steigerung der Qualität ist mit vereinten Kräften von Autoren, Herausgebern, Gutachtern und Redaktionsbüro aber sicherlich möglich und nötig. Aus den Erfahrungen der Manuskriptbegutachtung und mit Blick auf die internationale Diskussion um die Qualität von Forschungsarbeiten im Bereich der medizinischen Ausbildung lassen sich einige Aspekte hinsichtlich der wichtigsten Artikeltypen identifizieren, die für eine Qualitätssteigerung besonders wichtig sind und die wir allen Autoren ans Herz legen [5], [6], [3]. Auch die Herausgeber und die Gutachter sind gefordert: Wir wollen Gutachterworkshops anbieten, um die Standards und die Qualität der Manuskriptbegutachtung systematisch zu verbessern. Mittelfristig erhoffen wir uns durch die Weiterentwicklung der Qualität der ZMA eine weiter steigende Ablehnungsquote und die Möglichkeit, sechs Ausgaben pro Jahr herauszugeben.
Die ZMA soll ihren Schwerpunkt auch weiterhin im deutschsprachigen Raum haben. Das ist aus mehreren Gründen wichtig. Obwohl viele Aspekte der medizinischen Ausbildung international in ähnlicher Weise diskutiert werden, gibt es in den deutschsprachigen Ländern gerade im Vergleich zu den in der Diskussion traditionell stark vertretenen angloamerikanischen Ländern auch viele Besonderheiten, z.B. hinsichtlich der Zulassung zum Medizinstudium, der Dauer der Ausbildung, des Curriculums insgesamt sowie im Hinblick auf Arbeitsmarkt und Gesundheitssystem. Zudem vollziehen sich hier gerade wichtige Entwicklungen, die in den kommenden Jahren weitere Impulse für vielfältige Lehr- und Lehrforschungsprojekte geben werden. Dazu gehört z.B. die Entwicklung der Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkataloge für die Medizin und Zahnmedizin und die damit verbundene Weiterentwicklung der (zahn-)ärztlichen Ausbildung. Aber auch die fortschreitende Akademisierung anderer Gesundheitsberufe, aus der sich neue Formen wissenschaftlicher wie berufsbezogener Zusammenarbeit ergeben werden, bringt Bewegung in die medizinische Ausbildungslandschaft [9], [13]. Schließlich lässt sich im akademischen Bereich insgesamt, teilweise verbunden mit der zunächst nur auf die Forschung ausgerichteten Exzellenzinitative ein weiter wachsendes Interesse an Fragen der Lehre feststellen, das bereits zu verschiedenen Programmen - allen voran der Qualitätspakt Lehre - geführt hat, mit denen die wissenschaftlichen Weiterentwicklung von Lehre und Lehrenden gezielt gefördert werden. Für die ZMA wird es daher auch weiterhin wichtig sein, das gesamte Spektrum dieser Aktivitäten im Bereich der medizinischen Ausbildung und benachbarter Gebiete im deutschsprachigen Raum abzubilden und somit die Balance zwischen „Service“ - den mehr praxisbezogenen Aspekten des Lehralltags - und „Science“ - hypothesengeleiteten Forschungsfragestellungen im eigentlichen Sinn - zu gewährleisten [1]. Wir wünschen uns regelmäßig gemeinsame Ausgaben mit den Zeitschriften von Partnerfachgesellschaften in Europa, so wie es ja mit der 2. Ausgabe 2010 beispielhaft mit der Tijdschrift voor Medisch Onderwijs (TMO, Netherlands Journal of Medical Education) gelungen ist. Außerdem werden wir die Tradition der ZMA-Themenhefte fortsetzen und damit versuchen, übergreifende Themen wie z.B. Prüfungen ebenso leserfreundlich zur Geltung kommen zu lassen wie auch die wissenschaftlichen Entwicklungen aus der Sicht der unterschiedlichen unter dem Dach der GMA vertretenen Disziplinen und Professionen.
Insgesamt sehen wir als Schriftleitung die ZMA auf einem guten Weg. Wir danken allen herzlich, die an dieser Erfolgsgeschichte mitgewirkt haben und freuen uns auf die Zusammenarbeit mit allen denjenigen, die uns auf dem weiteren Weg der ZMA und der GMA unterstützen.
Interessenkonflikt
Die Autoren erklären, dass sie keine Interessenkonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel haben.
Literatur
[1] Albert M, Hodges B, Regehr G. Research in Medical Education: Balancing Service and Science. Adv Health Sci Educ Theory Pract. 2007;12(1):103-115. DOI: 10.1007/s10459-006-9026-2[2] Bordage G. Conceptual frameworks to illuminate and magnify. Med Educ. 2009;43(4):312-319. DOI: 10.1111/j.1365-2923.2009.03295.x
[3] Bordage G. Reasons reviewers reject and accept manuscripts: the strengths and weaknesses in medical education reports. Acad Med. 2001;76(9):889-896. DOI: 10.1097/00001888-200109000-00010
[4] Colliver JA, Kucera K, Verhulst SJ. Meta-analysis of quasi-experimental research: Are systematic narrative reviews indicated? Med Educ. 2008;42(9):858-865. DOI: /10.1111/j.1365-2923.2008.03144.x
[5] Cook DA, Beckman TJ, Bordage G. Quality of reporting of experimental studies in medical education: A systematic review. Med Educ. 2007;41(8):737-745. DOI: 10.1111/j.1365-2923.2007.02777.x
[6] Cook DA, Levinson AJ, Garside S. Method and reporting quality in health professions education research: A systematic review. Med Educ. 2011;45(3):227-238. DOI: 10.1111/j.1365-2923.2010.03890.x
[7] Cook DA. Randomized controlled trials and meta-analysis in medical education: what role do they play? Med Teach. 2012;34(6):468-473. DOI: 10.3109/0142159X.2012.671978
[8] Eva K. On the limits of systematicity. Med Educ. 2008;42(9):852-853. DOI: 10.1111/j.1365-2923.2008.03140.x
[9] Friedrichs A, Schaub HA. Akademisierung der Gesundheitsberufe – Bilanz und Zukunftsperspektive. GMS Z Med Ausbild. 2011;28(4):Doc50. DOI: 10.3205/zma000762
[10] Haig A, Dozier M. BEME Guide no 3: systematic searching for evidence in medical education-Part 1: Sources of information. Med Teach. 2003;25(4):352-363.
[11] Haig A, Dozier M. BEME Guide no 3: systematic searching for evidence in medical education-Part 2: Constructing searches. Med Teach. 2003;25(5):463-484. DOI: 10.1080/01421590310001608667
[12] Ringsted C, Hodges B, Scherpbier A. „The research compass“: An introduction to research in medical education. AMEE Guide No. 56. Med Teach. 2012;33(9):695-709. DOI: 10.3109/0142159X.2011.595436
[13] Wissenschaftsrat. Empfehlungen zu hochschulischen Qualifikationen für das Gesundheitswesen. Köln: Wissenschaftsrat; 2012. Drs.2411-2412.