Die Versorgungsstrategie von ZB MED – Informationszentrum Lebenswissenschaften
Elisabeth Müller 1Dietrich Rebholz-Schuhmann 1
1 ZB MED – Informationszentrum Lebenswissenschaften, Köln und Bonn, Deutschland
Zusammenfassung
ZB MED erfüllt die Rolle eines überregionalen deutschen Zentrums für die Versorgung von Information und Literatur in den Lebenswissenschaften. Aufgrund der zunehmenden Digitalisierung ergeben sich ein verändertes Nutzungs- und Publikationsverhalten ebenso wie Erleichterungen in der Literaturversorgung durch die Bibliotheken. Als Ergebnis richtet ZB MED seine Versorgung zunehmend am erfassten Bedarf und an der Verteilung der Literaturversorgung im „Gesamtsystem Deutschland“ aus, womit der eigene Bestand in den Hintergrund rückt. Das Poster stellt diesen Paradigmenwechsel vor und zeigt den aktuellen Stand auf.
Schlüsselwörter
ZB MED – Informationszentrum Lebenswissenschaften, Literaturversorgung, Informationsversorgung, Versorgungsstrategie, Erwerbungsstrategie
Hintergrund
Die Digitalisierung verändert Nutzungs- und Publikationsverhalten: Forschende erwarten einen durchgehenden Zugang (24/7) zu Portalen und Volltexten. Verlage folgen diesem Trend und publizieren zunehmend e-only. Die Lizenzkosten steigen, die Budgets der meisten Bibliotheken werden aber nicht entsprechend erhöht. Weiterhin lassen die lizenzierten Angebote die Leistungen der lizenzierenden Bibliothek mehr und mehr aus dem Blickfeld der Nutzenden verschwinden, der komfortable und direkte Zugriff vom eigenen Schreibtisch oder Gerät aus auf die Verlagsvolltexte rückt den Verlag als Dienstleister zunehmend in den Vordergrund.
Die Open-Access-Transformation bringt zusätzlich weitere Herausforderungen für Forschende, Forschungsförderer und Bibliotheken mit sich, indem das Geschäftsmodell für Veröffentlichungen „umgedreht“ wird: nicht mehr der lesende Zugang, sondern die „Initiierung des Produktes“, d.h. die Veröffentlichung der Publikation, wird kostenpflichtig.
Zielstellung der Versorgungsstrategie von ZB MED
„Eine leistungsfähige, moderne und sichere Informationsinfrastruktur ist eine wesentliche Voraussetzung für exzellente Wissenschaft.“ [1]. Als überregionales deutsches Zentrum für Informationen und Literatur in den Lebenswissenschaften vermittelt ZB MED deutschlandweit Zugang zu Literatur, Daten und Diensten unabhängig vom Standort der Nutzenden. ZB MED begleitet den durch Digitalisierung und Open-Access-Transformation in Deutschland hervorgerufenen Strukturwandel aktiv durch die jeweils bestmögliche Versorgung der Forschenden. Hierbei passt ZB MED seine Dienstleistungen den sich ändernden Bedarfen laufend durch die Analyse der aktuellen Informationsbedarfe mit konsekutiver Optimierung von Informationserschließung und -nutzbarkeit an.
Prioritär ist für ZB MED der Bedarf an Information, nämlich die Frage, was von den Nutzenden benötigt wird. Bei der Versorgung folgt ZB MED der Auffassung der DFG, die Literatur- und Informationsversorgung in Deutschland als ein „abgestimmtes System von Informationsinfrastrukturen für die Wissenschaft im Zusammenspiel mit anderen Akteuren“ [1], vgl. auch [2], zu sehen. Das heißt, ZB MED agiert auf der Grundlage der Versorgung im „Gesamtsystem Deutschland“ unter Berücksichtigung der kooperativen und partizipativen Strukturen der deutschen Informationslandschaft wie Leihverkehr und subito. Dadurch stellt ZB MED sicher, dass sein Erwerbungsetat gesamtwirtschaftlich effizient eingesetzt wird. Dem Ziel der Wirtschaftlichkeit sind auch die internen Beschaffungswege verpflichtet.
Stand
ZB MED baut LIVIVO im Sinne eines möglichst vollständigen Nachweises lebenswissenschaftlicher Literatur und Informationen aus, derzeit sind schon ca. 40 Datenquellen integriert.
ZB MED erwirbt und erschließt Zugänge komplementär zu den im Gesamtsystem der deutschen Informationslandschaft vorhandenen Zugängen und Beständen mit möglichst sofortigem und ungehindertem Zugriff vom Arbeitsplatz der Nutzenden aus durch:
- Nachweis freier Publikationen
- ZB MED-Fernzugriffslizenzen
- OA-Transformationsverträge.
Dazu kommen erleichterte Bestellmöglichkeiten wie subito, eBook-Fernleihe und demnächst World Share ILL.
Ausblick
ZB MED arbeitet an der Erweiterung der digitalen Angebote und der Verknüpfung mit neuen Angeboten wie Forschungsdaten und Textmining.
Als weiterer Schritt ist die Sicherung des wissenschaftlichen und kulturellen Erbes geplant, d.h. die Sicherung von in LIVIVO nachgewiesenen und genutzten Quellen, deren Archivierung ungewiss ist.
Anmerkung
Das Poster sehen Sie in Anhang 1 [Anh. 1].
Interessenkonflikte
Die Autoren erklären, dass sie keine Interessenkonflikte in Zusammenhang mit diesem Artikel haben.
Literatur
[1] Deutsche Forschungsgemeinschaft. Förderung von Informationsinfrastrukturen für die Wissenschaft. Ein Positionspapier der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Bonn; 15.3.2018. Verfügbar unter: https://www.dfg.de/download/pdf/foerderung/programme/lis/positionspapier_informationsinfrastrukturen.pdf[2] Deutscher Bibliotheksverband e.V. Wissenschaftliche Bibliotheken 2025 – beschlossen von der Sektion 4 „Wissenschaftliche Universalbibliotheken“ im Deutschen Bibliotheksverband e.V. (dbv) im Januar 2018. 2018. Verfügbar unter: https://www.bibliotheksverband.de/fileadmin/user_upload/Sektionen/sektion4/Publikationen/WB2025_Endfassung_endg.pdf
Anhänge
Anhang 1 | Poster (mbi000451_Anhang1.pdf, application/pdf, 403.9 KBytes) |