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GMS Journal for Medical Education__Temp

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

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?bersicht/Projektplan

GMA-Ausschuss Methodik der Ausbildungsforschung

 Katrin Brauns 1
J?rg Marienhagen 2
Florian Eitel 3
Sebastian Schubert 1
Eckhart G. Hahn 4

1 Gesellschaft f?r Medizinische Ausbildung, GMA-Ausschuss Methodik der Ausbildungsforschung, Charit? Universit?tsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
2 Gesellschaft f?r Medizinische Ausbildung, GMA-Ausschuss Methodik der Ausbildungsforschung, Universit?t Regensburg, Regensburg, Deutschland
3 Gesellschaft f?r Medizinische Ausbildung, GMA-Ausschuss Methodik der Ausbildungsforschung, Ludwig-Maximilians-Universit?t M?nchen, M?nchen, Deutschland
4 Gesellschaft f?r Medizinische Ausbildung, GMA-Ausschuss Methodik der Ausbildungsforschung, Friedrich-Alexander Universit?t Erlangen-N?rnberg, Erlangen, Deutschland




Zusammenfassung

Der Ausschuss f?r Ausbildungsforschung der GMA besch?ftigt sich mit den methodischen Voraussetzungen der Ausbildungsforschung, um eine h?here Qualit?t der Lehre in der Medizin zu erreichen. Ziel ist es, Materialien zum Thema anzubieten, die von Mitgliedern des Ausschusses erarbeitet wurden, sowie eine kollegiale Beratung durchzuf?hren. Zus?tzlich sollen Personen der Zielgruppe f?r ein wissenschaftliches Grundverst?ndnis und Methoden in der Ausbildungsforschung qualifiziert werden. Zuk?nftig sollen ?ber die Erstellung evidenzbasierter Dokumente valide Ergebnisse der Ausbildungsforschung systematisch gesammelt und verbreitet werden. So kann auch die Qualit?t der Lehre nachhaltig gest?rkt bzw. gesichert werden.

Der methodische Ansatz des Ausschusses besteht im Projektmanagement in seiner standardisierten Form. Es ist vorgesehen, wesentliche Ergebnisse dieser Projektarbeit in einschl?gigen Publikationsorganen zu ver?ffentlichen. Es soll zus?tzlich ein interdisziplin?res Netzwerk von Wissenschaftlern geschaffen werden, welche sich gegenseitig je nach ihren Kompetenzen beraten.

Der Ausschuss zeichnet sich dem Vorstand der GMA gegen?ber verantwortlich (? 13(1) der GMA-Satzung). Er trifft sich mindestens einmal j?hrlich zu den Jahrestagungen der GMA.

Projektstruktur

Der hier vorgestellte Ausschuss besch?ftigt sich damit, die Fachdidaktik der Medizin auf wissenschaftlicher Grundlage weiter zu entwickeln. Hierzu sollen in erster Linie Fragen der Forschungsmethodik untersucht und ein Methodenkanon der Ausbildungsforschung in der Medizin entwickelt werden, der sich ausdr?cklich nicht nur auf quantitative Verfahren beschr?nken wird.

Daneben ist es die erkl?rte Absicht des Ausschusses, ein Netzwerk von an Ausbildungsforschung interessierten Mitgliedern der GMA zu kn?pfen mit dem Ziel einer kollegialen Beratung in allen Fragen der Ausbildungsforschung und Forschungsf?rderung.

1. Zielgruppe

Wegen der interdisziplin?ren Thematik des Projekts ist die Zielgruppe nicht nur auf medizinische und Gesundheitsberufe beschr?nkt, sondern bezieht sich auf alle Berufe und Interessenten sowie Lehrende und vor allem Lernende, Planende und Entscheidende in Aus-, Weiter- und Fortbildung insgesamt. Insbesondere sind nat?rlich die Mitglieder der GMA angesprochen.

2. Organisation des Ausschusses

Der Ausschuss ist als Netzwerk von Medizinern1, Psychologen, Methodikern, Ausbildungsforschern, Natur-, Struktur-, Geistes- und Sozialwissenschaftlern konzipiert. Er wird nach au?en vertreten durch ein Mitglied des Ausschusses, das den Vorsitz ?bernimmt und eine Vertretung, die beide von den Ausschussmitgliedern vorgeschlagen und vom Vorstand der GMA best?tigt werden. Sie handeln in Abstimmung und im Auftrag der Mitglieder des Ausschusses. Das vorsitzende Ausschussmitglied ist satzungsgem?? Mitglied des GMA-Vorstandes. Die Ausschussarbeit wird durch den Ausschuss selbst organisiert und erfolgt im Auftrag des GMA-Vorstandes. Zwischen den Treffen des Ausschusses auf Tagungen erfolgt ein elektronischer Austausch in strukturierten Arbeitsprozessen (Redaktion von Ausarbeitungen, strukturierte Konsensfindungsprozesse).

Die Angeh?rigen des Netzwerks wirken zusammen, indem sie gemeinsam

  • konsentierte Stellungnahmen zu aktuellen Fragen der medizinischen Ausbildungsforschung verfassen,
  • sich gegenseitig f?r Projektthemen einschl?gige Publikationen zur Verf?gung stellen,
  • an Konsensfindungsverfahren ?ber aus ihrem Kreis generierte Thesen und Hypothesen zur Ausbildungsforschung teilnehmen,
  • und sich Kraft ihrer unterschiedlichen Kompetenzen gegenseitig beraten.

Der Ausschuss ist darauf angelegt, Materialien zur Verf?gung zu stellen und Erkenntnisse weiterzugeben, die einen gr??tm?glichen Nutzwert f?r rationale Entscheidungsfindung bei der Gestaltung von Lehre und Lernen bieten.

3. Aktuelle Fragestellungen (Auswahl)

  • Was ist Ausbildungsforschung? (konsensf?hige Definition)
  • Welche quantitativen und qualitativen Methoden sind f?r die medizinische Ausbildungsforschung angemessen und bew?hrt?
  • Was bedeutet Evidenzbasierung f?r die medizinische Lehre?
  • Welchen Evidenzgrad haben verschiedene f?r die Ausbildungsforschung relevante Studienpl?ne?
  • Wie kann Forschungsqualifikation im Studium evidenzbasiert vermittelt werden?
  • Welche ethischen Aspekte m?ssen aus rechtlichen und/oder gesellschaftlichen Gr?nden bei der Durchf?hrung von Studien in der medizinischen Ausbildung beachtet werden?

Zielsetzungen

Nach unserer praktischen Erfahrung als Lehrende ist die bestm?gliche wissenschaftliche Grundlegung der Lehre eine notwendige Voraussetzung f?r optimales Lernen und die Qualit?t des Curriculums sowie f?r die Qualit?t unserer Entscheidungen und Handlungen als Lehrende bei der Curriculum-Gestaltung. Wir wollen diese Auffassung verwirklichen, indem wir Bedingungen f?r gute Lehre und optimales Lernen (siehe Abbildung 1 [Fig. 1], grau unterlegte Felder) mit wissenschaftlich begr?ndeten, standardisierten Ans?tzen untersuchen. Dies soll durch Projektarbeit, aber auch programmatische Diskussion geschehen. Dabei soll das Hauptaugenmerk auf die wissenschaftstheoretischen Voraussetzungen und die Qualit?t der methodischen Grundlagen f?r eine qualifizierte Ausbildungsforschung gelegt werden. Die Arbeit des Ausschusses bezieht sich besonders auf drei Gebiete, die im Hinblick auf die Forschung f?r die Gemeinschaft der medizinischen Ausbilder von besonderer Bedeutung sind: methodische Beratung, Qualifizierung und "Best Evidence Medical Education" (siehe Abbildung 2 [Fig. 2]). Diese drei S?ulen sollen im Folgenden kurz vorgestellt werden.

Abbildung 1: Konzeptdiagramm des Ausschusses

Abbildung 2: Die drei S?ulen der methodischen Arbeit des GMA-Ausschuss Methodik f?r Ausbildungsforschung

1. Beratung

Es soll ein interdisziplin?res Netzwerk geschaffen werden, dessen Mitglieder im Rahmen einer kollegialen Beratung gegenseitig von ihren unterschiedlichen Kompetenzen profitieren. Diese Kompetenzen k?nnen z.B. verschiedene methodische Gebiete, aber auch ganz praktische Erfahrung in der Durchf?hrung von Studien oder in der Einwerbung von F?rdermitteln beinhalten. Auf der Internetsektion des Ausschusses auf der Homepage der GMA http://www.gesellschaft-medizinische-ausbildung.org befinden sich weitere Informationen zu diesem Projekt.

2. Qualifizierung

Um die Ausbildungsforschung zu f?rdern, ist die Vermittlung von Forschungsmethoden erforderlich. In der Methodik der Ausbildungsforschung besteht ein deutlicher Unterschied zur biomedizinischen Forschung, da hier neben kausalanalytisch quantitativen Verfahren auch hermeneutisch qualitative Verfahren zur Anwendung kommen. Letztere sind aber f?r den Mediziner, der traditionell seine Forschungsqualifikation im biomedizinischen Sektor erwirbt, in der Regel fremd. Insofern besteht ein dringender Bedarf an Methodenlehre. Dies kann nur erf?llt werden durch didaktisch geeignete Ma?nahmen. In Workshops sollen w?hrend der GMA-Tagungen Methoden der Ausbildungsforschung vermittelt werden. Mittelfristig ist vorstellbar, dass der Ausschuss Mitglieder der GMA bei ihrer Studienplanung sachkompetent unterst?tzt.

3. Best Evidence Medical Education

Seit 1999 besteht in Europa eine Bewegung, die zu einem Paradigma werden k?nnte. Best Evidence Medical Education (BEME) erfreut sich zunehmenden Interesses und sollte auch von der GMA beachtet werden, will sie hinter der internationalen Ausbildungsforschung nicht zur?ckbleiben. Das Programm von BEME besteht darin, valide Ergebnisse der Ausbildungsforschung systematisch zu sammeln, zu analysieren und zu verbreiten.

Arbeitsplan

Um m?glichst effiziente Ergebnisse zu erzielen, bedarf es eines strukturierten Vorgehens, was mit den Ma?gaben des Projektmanagements zu gew?hrleisten ist. Das jeweilige Projekt muss bei ausreichender Versorgung mit Ressourcen eine eindeutig strukturierte begr?ndete Fragestellung mit definiertem Projektziel, einen Ablaufplan mit Zeitvorgaben und Finanzplan, Aufgabenverteilung sowie Angaben zum methodischen Ansatz und den erwarteten Ergebnissen aufweisen.

1. Interdisziplin?re Kooperation

Je nach Projekt-Thema soll daf?r Sorge getragen werden, dass das Projektteam aus Wissenschaftlern verschiedener Disziplinen besteht. P?dagogen, p?dagogische Psychologen, Kliniker, klinische Theoretiker wie Epidemiologen, medizinische Soziologen, Statistiker sowie Informatiker und andere haben hier ihren Platz. Es muss darauf geachtet werden, dass das interdisziplin?re Gespr?ch gepflegt wird..

2. "Evidence" als Qualit?tskriterium

In unserer Auffassung ist ein konstituierendes Kriterium f?r die Qualit?t der Ausbildungsforschung die Gew?hrleistung ihrer "Evidence2". Diese besitzt eine Aussage dann, wenn sie mit einem Studienplan gewonnen wurde, welcher Objektivit?t, Reliabilit?t und Validit?t gew?hrleistet. Selbstverst?ndlich ist, dass der Studienplan korrekt angewendet und ausgef?hrt werden muss, um zu verl?sslichen und relevanten Studienergebnissen zu kommen. Da einerseits ganz verschiedene Studienpl?ne zur Verf?gung stehen, andererseits nicht jeder Studienplan zu jeder Fragestellung passt, ist der Entscheidungsprozess, welcher Studienplan ad?quat sei, nicht trivial. Der Ausschuss sorgt - wie in der Zielsetzung dargestellt - hier f?r Klarheit. Dar?ber hinaus folgt aus den Unterschieden im Studienplan, dass die jeweiligen Ergebnisse unterschiedlich verl?sslich sind, mit anderen Worten, dass unterschiedliche "H?rtegrade" von "Evidence" je nach Studienplan existieren. Auch in dieser Frage wird der Ausschuss t?tig. Als "Evidence"-Quelle dienen die g?ngigen elektronischen Datenbanken.

3. Konsensfindungsverfahren

Wir haben gute Erfahrungen mit dem Delphi-Verfahren, Nominal Group Prozessen und redaktionellen Umlaufverfahren per ePost gemacht. Sie sollen Grundlage der Projektarbeit sein.

4. Projekt-Themen

Da die oben unter 1.3. angegebenen Fragestellungen aus ?konomischen Gr?nden und wegen verschiedener Interessenlagen nicht alle gleichzeitig bearbeitet werden k?nnen, gilt es, eine Priorit?tenliste zu erstellen, die je nach Fortgang der Einzelprojekte periodisch aktualisiert werden muss durch Abstimmung der Ausschuss -Mitglieder. Priorit?tensetzung ist wesentliches Strukturmerkmal der Projektarbeit.

5. T?tigkeitsbericht

Neben regelm??igen Sachstandberichten an den Vorstand der GMA sind die Arbeitsergebnisse des Ausschusses zur Publikation in einschl?gigen Organen vorgesehen.

Sicherung von Lehrqualit?t durch Ausbildungsforschung

Durch Ausbildungsforschung wissenschaftlich strukturierte Unterrichtsgestaltung sichert nach unserer Auffassung die Qualit?t der Lehre, mit anderen Worten: rationales Qualit?tsmanagement w?rde sich mit Vorteil an den Ergebnissen der Ausbildungsforschung orientieren. Allerdings ist Ausbildungsforschung, zumindest derzeit, nicht in der Lage, Leitlinien oder gar Richtlinien zu pr?sentieren, da in curriculare Entscheidungen auch andere Gesichtpunkte als Forschungsergebnisse zum Tragen kommen (siehe Abbildung 1 [Fig. 1], wei? unterlegte Felder) und vielfach Forschungsergebnisse fehlen oder unzureichend sind. Somit haben Forschungsergebnisse lediglich Empfehlungscharakter. Andererseits unterst?tzen sie Argumentationen in kritischen Diskussionen ?ber die Lehre und lassen Vorurteile und traditionsbedingte Routinen, die sich ?berlebt haben, deutlich werden.

Da Ausbildungsforschung in Deutschland lange Zeit vernachl?ssigt wurde, muss auch gepr?ft werden, inwieweit die Ergebnisse internationaler Ausbildungsforschung auf unsere Verh?ltnisse ?bertragbar sind. Dar?ber hinaus sind, wie oben dargestellt, die methodischen Voraussetzungen f?r Ausbildungsforschung zu untersuchen. Systematische ?bersichtsarbeiten oder Meta-Analysen sind standardisierte Instrumentarien, die sich hierzu eignen. Allerdings haben auch sie Nachteile, so dass auf allen Ebenen des in Abbildung 1 [Fig. 1] dargestellten Modells eine Reflexion angezeigt ist, die bis in die wissenschafts-theoretischen Grundlagen und die davon abh?ngige Methodenlehre geht. Diese Reflexion ist als intersubjektive Evidenzfindung aufzufassen, bei welcher im Humboldt`schen Sinn Forschungs-, Lehr- und Lernprozesse verschr?nkt sind, indem sie sich gegenseitig selbst regeln, vorausgesetzt, die entsprechenden kommunikativen R?ckkopplungen zwischen Forschung, Lehre und Lernen gelingen.

Die Sicherung der Qualit?t von Lehre und Ausbildungsforschung ist alles in allem eine arbeitsintensive und hohe Professionalit?t erfordernde Aufgabe, welche die Einrichtung eines Ausschusses mit dem Schwerpunkt Methodik der Ausbildungsforschung angezeigt erscheinen l?sst. Die Fokussierung des Ausschusses auf die rationale Dimension hei?t nicht, dass die anderen Dimensionen von Qualit?t - z.B. Emotion, Motivation, Kommunikation, Interaktion, Organisation u.a. - ausgeblendet blieben.

Anmerkung

1Das Maskulinum f?r Personen wird im Text geschlechtsneutral eingesetzt und verstanden.

2Um Missverst?ndnisse zu vermeiden, wurde hier der Orginalterminus "Evidence" belassen, da das im Deutschen gebr?uchliche Wort "Evidenz" eine inad?quate ?bersetzung darstellen w?rde.