Ars legendi-Preis des Stifterverbandes f?r exzellente Hochschullehre 2006
Jan Rathjen 1Bettina Jorzik 2
1 Hochschulrektorenkonferenz, Bonn, Deutschland
2 Stifterverband f?r die Deutsche Wissenschaft, Programmleitung Studienreform, Akademischer Nachwuchs, Essen, Deutschland
Pressemitteilung
Die ersten Tr?ger des neu geschaffenen Ars legendi-Preises des Stifterverbandes f?r exzellente Hochschullehre sind Privatdozentin Dr. Sigrid Harendza von der Medizinischen Fakult?t der Universit?t Hamburg und Prof. Dr. Reinhard Putz von der Medizinischen Fakult?t der Ludwig-Maximilians-Universit?t M?nchen. Die Preistr?ger erhielten die Auszeichnung am 04. Mai im Rahmen der Jahresversammlung der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) in Greifswald. Der Stifterverband f?r die Deutsche Wissenschaft vergibt den mit 50.000 Euro dotierten Preis von 2006 an j?hrlich auf Vorschlag der HRK. Den Anfang macht in diesem Jahr das Fach Medizin.
"Wir wollen mit diesem Preis gemeinsam ein starkes Zeichen daf?r setzen, dass erstklassige Lehre f?r Hochschulen die gleiche Bedeutung haben muss wie Spitzenleistung in der Forschung", erkl?rte der stellvertretende Generalsekret?r des Stifterverbandes f?r die Deutsche Wissenschaft, Dr. Volker Meyer-Guckel. "Mit Sigrid Harendza und Reinhard Putz werden zwei herausragende Pers?nlichkeiten ausgezeichnet, die dieses Ziel in besonderer und jeweils ganz eigener Weise verk?rpern", erg?nzte der Vorsitzende der Jury, HRK-Vizepr?sident Prof. Dr. Helmut Ruppert.
Dr. Sigrid Harendza habe die Jury durch ihre sehr tief greifende Wirkung in der Hamburger Fakult?t beindruckt. Sie habe sich als Lehrende intensiv weitergebildet und mit ihrem Fachwissen einen Prozess der Organisationsentwicklung in der Fakult?t in Gang gesetzt, der nachhaltig gute Lehre sichern werde. Prof. Reinhard Putz habe sich ?ber inzwischen mehrere Jahrzehnte neben der eigenen Lehre um die Weiterbildung von Hochschullehrern verdient gemacht. Vor allem aber habe er mit gro?er Beharrlichkeit das Thema der guten und professionellen Lehre in die Fachdisziplin hineingetragen. Die dynamische und breite Entwicklung in der medizinischen Hochschullehre in den letzten Jahren sei ganz wesentlich auch sein Verdienst.
Die Expertenjury aus Medizinern, Medizindidaktikern, Hochschuldidaktikern und Studierenden hat die Entscheidung einm?tig getroffen. Kriterien waren neben der eigenen hervorragenden Lehre der Bewerber auch die innovative und nachhaltige Wirkung auf die gesamte Fakult?t und in die gesamte Fachdisziplin. Das Feld bestand aus 50 Kandidatinnen und Kandidaten, die von Fakult?ten und Fachschaften vorgeschlagen worden waren; auch Eigenbewerbungen waren zul?ssig.
Ansprechpartner:
Michael Sonnabend, Stifterverband f?r die Deutsche Wissenschaft, Tel.: 0201/8401-181, michael.sonnabend@stifterverband.de
Susanne Schilden, Hochschulrektorenkonferenz, Tel.: 0228/877-152, presse@hrk.de
Prof. Dr. Reinhard Putz
Kommentar der Jury:
Prof. Putz ist neben seinen umfangreichen Verdiensten als Wissenschaftler seit vielen Jahren ein exzellenter und begeisternder Hochschullehrer. Gerade f?r die Ausbildung von ?rzten, die nach seinem Daf?rhalten berufs- und forschungsbezogen sein muss, h?lt er professionelle Lehre f?r unabdingbar. Seine erste Ausbildung als Volksschullehrer hat seine sensible Haltung zu Fragen der Lehre sicher mitgepr?gt. Ungeachtet der hohen Studierendenzahlen an seiner Hochschule wird er von den Studierenden als Lehrender, aber auch als Ansprechpartner sehr gesch?tzt. Er nutzt ihr Feedback, um seine Lehre weiterzuentwickeln.
Fr?h hat Prof. Putz erkannt, dass gute Lehre eine Aufgabe ist, die ?ber die einzelne Person hinausweist: Seit langem schon initiiert er beispielgebende Weiterbildung f?r Lehrende und f?hrt sie zum Teil auch selbst durch, inzwischen auch an anderen Hochschulen im In- und Ausland. Gemeinsam mit anderen hat er ein neues Medizincurriculum und neue Lehr- und Pr?fungsformen entwickelt und sich in der Ausbildungsforschung engagiert.
Vor allem aber hat er mit gro?er Beharrlichkeit das Thema der guten und professionellen Lehre in die gesamte Fachdisziplin hineingetragen. Es ist ganz wesentlich ihm zu verdanken, dass sich die medizinische Hochschullehre in Deutschland in den letzten Jahren so breit und dynamisch entwickelt. Dies gilt auch ganz aktuelle f?r die Einrichtung des ersten deutschen Masterstudiengangs f?r Medical Education (MME) an der Universit?t Heidelberg, der auf seine Initiative zur?ckgeht.
Angaben zum Lebenslauf:
Geboren: 05. August 1942, Innsbruck
1956-1961: Bundeslehrerbildungsanstalt, Innsbruck
1962-1968: Studium der Medizin, Universit?t Innsbruck
1968: Promotion, Universit?t Innsbruck
1968-1972: Universit?tsassistent, Anatomisches Institut Innsbruck
1976: Ernennung zum Oberarzt
1979: Erteilung der Lehrbef?higung als Universit?ts-Dozent f?r Anatomie
1979: Facharzt f?r Anatomie
1982-1989: ord. Professor (Direktor) Lehrstuhl III, Anatomisches Institut Freiburg
1983-1988: Gesch?ftsf?hrender Direktor des Anatomischen Instituts Freiburg
seit 1989: ord. Professor (Vorstand) Lehrstuhl I, Anatomie, M?nchen
1995-1998: Gesch?ftsf?hrender Vorstand der Anatomischen Anstalt M?nchen
seit 2003: Prorektor der Ludwig-Maximilians-Universit?t M?nchen
PD Dr. Sigrid Harendza, MME (Bern)
Bewertung der Jury:
Frau Dr. Harendza beeindruckt durch die sehr tief greifende und stimulierende Wirkung, die sie - trotz gewachsener traditioneller Strukturen - in der Hamburger Medizinischen Fakult?t entfaltet hat. Sie hat sich als Lehrende intensiv professionalisiert und sch?pft aus didaktischem Fachwissen, das sie sich unter anderem in einem weiterbildenden Master of Medical Education (MME) angeeignet hat.
Auf dieser Basis konnte sie in ihrer eigenen Lehre, aber auch in der Studienreform in der gesamten Fakult?t starke eigene Akzente setzen. Dort hat sie nicht nur die Entwicklung eines neuen Curriculums nach medizindidaktischen Gesichtspunkten geleitet. Sie hat gleichzeitig mit viel Umsicht einen beispielhaften Prozess der Organisationsentwicklung in Gang gesetzt, der der Lehre einen ganz neuen Stellenwert verschaffft. Dieser Prozess schlie?t Weiterbildungsma?nahmen f?r Lehrende ein, die sie in Kooperation mit anderen Hochschulen organisiert. Damit hat sie in der Fakult?t stabile Strukturen f?r gute Lehre geschaffen, die die Qualit?t nachhaltig sichern werden. ?ber Publikationen und als Dozentin f?r Projektmanagement im MME an der Universit?t Heidelberg gibt sie ihre Kenntnisse weiter.
Parallel zu ihrem au?ergew?hnlichen Engagement in der Lehre ist die Fach?rztin f?r innere Medizin weiterhin aktive Wissenschaftlerin und hat sich 2003 in diesem Gebiet habilitiert. Sie zeigt zukunftsweisend und beispielgebend, wie sich eine Hochschullehrerin mindestens gleichgewichtig in den Bereichen Lehre und Forschung profiliert.
Angaben zum Lebenslauf:
Geboren: 27. August 1965, K?ln-Lindenthal
1984-1991: Studium der Humanmedizin in Frankfurt/Main
06.02.1992: Promotion, Universit?t Frankfurt/Main
1992: Carl Oehlemannpreis (Promotionspreis des Landes Hessen)
1/93-12/94: Postdoktorandenstipendium der DFG, University of California, Department of Nephrology, San Francisco, USA
seit 1/95: Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Universit?tsklinikum Hamburg-Eppendorf, Zentrum f?r Innere Medizin, III. Medizinische Klinik
09.02.2000: Facharztpr?fung f?r Innere Medizin
1/01-8/03: Assistentin des Prodekans f?r Lehre, Fachbereich Medizin, Universit?t Hamburg
2/02-12/03 Master of Medical Education (MME), Universit?t Bern
03.03.2003: Habilitation f?r Innere Medizin, Universit?t Hamburg
seit 7/04: Ober?rztin, Universit?tsklinikum Hamburg-Eppendorf, Zentrum f?r Innere Medizin, III. Medizinische Klinik
seit 19.04.2006: Prodekanin f?r Lehre, Medizinische Fakult?t, Hamburg
Mitglieder der Jury
Professor Dr. Dr. h.c. Helmut Ruppert (Vorsitzender, ohne Stimmrecht), Vizepr?sident der Hochschulrektorenkonferenz f?r Lehre, Studium und studentische Angelegenheiten
Dr. Volker Meyer-Guckel (Co-Vorsitzender, ohne Stimmrecht), Stellvertretender Generalsekret?r des Stifterverbandes f?r die Deutsche Wissenschaft
Professor Dr. med. Eckhart Hahn, Universit?t Erlangen-N?rnberg, Vorsitzender der Gesellschaft f?r Mediznische Ausbildung (GMA)
Professor Dr. Dr. h.c. Gebhard von Jagow, Johann-Wolfgang-Goethe Universit?t Frankfurt/Main, Vorsitzender des Medzinischen Fakult?tentages
Jonas Johannink, Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V.
Professor Dr. Dr. h.c. Dietrich Niethammer, Wissenschaftskolleg zu Berlin, ehem. Mitglied des Wissenschaftsrates, ehem. Vorsitzender des Ausschusses Medzin des Wissenschaftsrates
Dr. Lambert Schuwirth, Universiteit Maastricht, Department of Educational Development and Research
Vanessa Wennekes, Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V.
Professor Dr. Dr. h.c. Johannes Wildt, Hochschuldidaktisches Zentrum der Universit?t Dortmund, Bundesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft f?r Hochschuldidaktik e.V.
Ausschreibungstext
Der Stifterverband f?r die Deutsche Wissenschaft und die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) loben erstmals den "Ars legendi-Preis f?r exzellente Hochschullehre" aus. Der Preis wird j?hrlich alternierend in verschiedenen Disziplinen bzw. F?chergruppen verliehen, im Jahr 2006 im Fach Medizin.
Der Preis soll die besondere Bedeutung der Hochschullehre f?r die Ausbildung des akademischen Nachwuchses sichtbar machen und einen karrierewirksamen Anreiz schaffen, sich in der Hochschullehre zu engagieren und sie ?ber den eigenen Wirkungsbereich hinaus zu f?rdern. Gleichzeitig soll die Qualit?t der Lehre als ein zentrales Exzellenzkriterium f?r Spitzenhochschulen etabliert und als strategisches Ziel des Qualit?tsmanagements der Hochschulen profiliert werden.
Der Preis wird f?r herausragende und innovative Leistungen in Lehre, Pr?fung, Beratung und Betreuung an Hochschulen verliehen, insbesondere f?r
1. die Entwicklung, Implementierung und Durchf?hrung von Curricula oder curricularen Elementen (Modulen, Lehrveranstaltungen);
2. die Entwicklung und den erfolgreichen Einsatz von Lehr- und Lernmaterialien;
3. die Entwicklung und Implementierung innovativer Pr?fungsmethoden;
4. die Entwicklung und Umsetzung neuartiger Beratungs- und Betreuungskonzepte;
5. sonstige Ma?nahmen zur Verbesserung von Studium und Lehre (z. B. in der Qualit?tssicherung).
Zur Konkretisierung der Kriterien und Verfahrensmodalit?ten im Fach Medizin haben der Stifterverband und die Hochschulrektorenkonferenz einen Workshop mit Fach- und Studierendenvertretern veranstaltet. Danach sollte der Preistr?ger / die Preistr?gerin m?glichst viele der folgenden Kriterien erf?llen:
- Die Lehre (Lehrveranstaltungen, Pr?fungen, Beratung und Betreuung) ist von herausragender Qualit?t und findet besondere Anerkennung von Studierenden und Kollegen. Sie ist studierendenzentriert, praxisnah und forschungsbezogen. Sie wird durch Lehrmaterialien und Medien unterst?tzt.
- Die Lehre ist innovativ und hat ?ber den eigenen Wirkungskreis hinaus Impulse f?r die Weiterentwicklung der Lehre und die Studienreform gegeben (Lokal, national oder sogar international). Lehrinnovationen sind auf andere F?cher oder Hochschulen ?bertragen worden.
- Der Preistr?ger / die Preistr?gerin zeichnet sich durch hohe Professionalit?t in der Lehre aus. Er/sie verf?gt ?ber hochschul-/medizindidaktisches Know-how und bildet sich regelm??ig weiter. Lehrveranstaltungen und Pr?fungen werden unter Ber?cksichtigung von Erkenntnissen der Lehr-/Lernforschung im Sinne einer evidenz-basierten Lehre durchgef?hrt. Zur Qualit?tssicherung und -entwicklung werden Perspektiven Dritter genutzt, insbesondere der Studierenden. Er/sie arbeitet im Team und beteiligt sich an der Ausbildungsforschung.
- Der Preistr?ger / die Preistr?gerin engagiert sich nachhaltig und erfolgreich f?r gute Lehre. Er/sie setzt sich in den relevanten Gremien f?r Lehr- und lernf?rderliche Rahmenbedingungen ein und beteiligt sich als Multiplikator/in an hochschul-/medizindidaktischer Fortbildung. Er/sie wirbt Drittmittel f?r die Lehre ein.
- Der Preistr?ger / die Preistr?gerin ist ausgewiesene/r Wissenschaftler/in. Er/sie ist innerhalb der eigenen Disziplin, aber auch interdisziplin?r vernetzt. Seine/ihre Lehre ist forschungsbezogen.
Die Bewerbung erfolgt auf Vorschlag der Fakult?ten oder Fachschaften im Fach Medizin; auch Eigenbewerbung sind zul?ssig. F?r Vorschl?ge seitens der Fakult?ten und Fachschaften sowie f?r Eigenbewerbungen gibt es jeweils spezifische Formulare. Bitte verwenden Sie f?r Ihren Vorschlag bzw. Ihre Bewerbung das entsprechende Formular und f?gen die dort genannten Anlagen bei.
Die Unterlagen sind per Post in zehn Exemplaren bis zum 13. Februar 2006 einzureichen bei der Hochschulrektorenkonferenz, Referat B1, Ahrstra?e 39, 53175 Bonn. Es gilt das Datum des Poststempels.
?ber die Vergabe des Preises entscheidet eine Jury aus Experten der Lehre in der Medizin, Studierenden und Hochschulvertretern.
Der Preis wird im Rahmen der Jahresversammlung der HRK am 4. Mai 2006 in Greifswald ?bergaben.