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GMS Journal for Medical Education__Temp

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

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Leitartikel/Editorial

Empfehlungen des Wissenschaftsrats zu einer lehrorientierten Reform der Personalstruktur an Universit?ten

 Eckhart G Hahn 1

1 Friedrich-Alexander-Universit?t Erlangen-N?rnberg, Universit?tsklinikum, Medizinische Klinik 1, Schriftleiter der GMS Z Med Ausbild, Vorsitzender der GMA, Erlangen, Deutschland




Leitartikel/Editorial

Der Wissenschaftsrat (WR) hat am 26.1.2007 Empfehlungen zu einer lehrorientierten Reform der Personalstruktur an Universit?ten verabschiedet [1]. Der WR plant, in K?rze auch Empfehlungen zur Qualit?t der Lehre an Universit?ten zu ver?ffentlichen. Sind diese Empfehlungen der Beginn einer Exzellenz-Initiative f?r die Lehre, wie sie die GMA [2] und k?rzlich auch der Pr?sident der Kultusministerkonferenz (KMK) der BRD Prof. Z?llner [3] sowie andere Beobachter der Lehre an Universit?ten [4] fordern? (http://www.kmk.org/aufg-org/home1.htm)

Neue Personalstrukturen an Universit?ten [1, S. 34-35]

Nachdem sich Bund und L?nder der BRD auf einen Hochschulpakt 2020 vom 13.12.2006 verst?ndigt hatten und 1,13 Mrd € in den Jahren 2007 bis 2010 f?r zus?tzliche Studienplatzkapazit?ten bereitstellen wollen, sieht der WR dar?ber hinaus die Notwendigkeit, die Qualit?t der Lehre in Deutschland zu verbessern. Dazu macht er Vorschl?ge zur Personalstruktur und Karrierewegen an Universit?ten, die durch die Einf?hrung von Professuren mit Schwerpunkt Lehre charakterisiert sind (60% Lehre, maximal 12 Semesterwochenstunden; 30% Forschung; 10 % Selbstverwaltung und Management), ferner durch die Schaffung qualifizierter Schulungsangebote im Bereich der Lehre f?r alle Hochschullehrer und die Entwicklung messbarer Qualit?tskriterien f?r gute Lehre. Zur Qualit?t der Lehre wird der WR im Laufe dieses Jahres eigene Empfehlungen verabschieden. Das Strukturmodell des WR ist in Abbildung 1 [Abb. 1] dargestellt. Der WR betont die notwendige Qualifikation aller Professuren durch Forschungsleistungen und erteilt der vom Bundesministerium f?r Bildung und Forschung (BMBF) vorgeschlagenen Einrichtungen von Lehrpersonal unterhalb der Ebene der Professoren ("Lecturer“ genannt) eine Absage.

Abbildung 1: Modell der Personalstruktur an Universit?ten [1]

Professionalisierungsgrad von Professuren mit Schwerpunkt Lehre [1, S. 36]

Der Zugang zu den neuen Professuren mit Schwerpunkt Lehre soll ?ber einen eigenst?ndigen Qualifizierungsweg der Juniorprofessur mit Schwerpunkt Lehre f?hren. Dem Juniorprofessor wird nach einer strengen Leistungs?berpr?fung die Berufung auf eine unbefristete Professur er?ffnet. Zur Qualifizierung des Schwerpunkts Lehre soll eine anspruchsvolle Struktur etabliert werden die auch den Aufbau und Ausbau entsprechender Institutionen umfasst. Diese Qualifizierungstrukturen f?r die Lehre sollen allen Nachwuchskr?ften und Hochschullehrern zur Verf?gung stehen. Auf Seite 36 der Empfehlungen [1] ist das spezifische Kompetenzprofil der k?nftigen Professuren mit Schwerpunkt Lehre dargelegt.

Qualifizierte Angebote und Kompetenz?berpr?fung [1, S.41ff]

Der WR h?lt es f?r eine der zentralen hochschulpolitischen Aufgaben der kommenden Jahre, die Qualit?t der Lehre zu verbessern. Standardisierte Kursangebote in einer ver?nderten Organisiationskultur an den Fachbereichen (Lehr- und Lernkultur parallel zur Forschungskultur, Anm. d. Red.) werden vorgeschlagen. Kriterien und Verfahren zur ?berpr?fung von Kompetenzen sind zu entwickeln. Daf?r sind entsprechende Institutionen als Zentren der Kompetenzvermittlung auf- und auszubauen, einschlie?lich hochschul?bergreifender Einrichtungen und Angebote. Es wird erkannt, dass zur Erreichung dieser Ziele Ressourcen in erheblichem Umfang bereitgestellt werden m?ssen. Der WR sieht hierin sinnvolle Investitionen, die die Qualit?t der Lehre und die Effizienz der Ressourcenverwendung deutlich erh?hen k?nnen. Dies gilt insbesondere auch f?r den Einsatz der Mittel aus dem Hochschulpakt 2020.

Position der GMA

Die Gesellschaft f?r Medizinische Ausbildung (GMA) widmet sich seit ihrer Gr?ndung im Jahre 1978 der F?rderung der Qualit?t der Lehre in Ausbildung, Weiterbildung und Fortbildung aller Gesundheitsberufe. Sie hat deshalb k?rzlich in ihrer wissenschaftlichen Zeitschrift GMS Zeitschrift f?r Medizinische Ausbildung gefordert, der Exzellenzinitiative f?r Forschung eine Exzellenzinitiative f?r Lehre folgen zu lassen [2]. In anderen Medien wurden ?hnliche Forderungen laut [3], [5]. J?ngst hat sich der neue Pr?sident der Kultusministerkonfernz der BRD, Prof. Dr. med. E. J?rgen Z?llner, an die Spitze dieser Vorschl?ge gestellt. Somit ist Bewegung in die gesamte universit?re Lehre gekommen, die von der GMA nachdr?cklich unterst?tzt werden wird. Sie wird sich naturgem?? besonders f?r die Qualit?t in der medizinischen Lehre einsetzen k?nnen. Dort hat die GMA mit ihren inzwischen ?ber 500 Mitgliedern hohe Professionalit?t entfaltet, so im Deutschen Studiengang Master of Medical Education des Medizinischen Fakult?tentages (MME-D) und in den Studiendekanaten der medizinischen Fakult?ten Deutschlands. GMA-Aussch?sse (http://www.gesellschaft-medizinische-ausbildung.org) bearbeiten st?ndig Themen der Medizinischen Ausbildung, z.B. die GMA-Aussch?sse Akkreditierung und Zertifizierung, Personal- und Organisationsentwicklung, Pr?fungen, Methodik der Ausbildungsforschung und Studienreform im Europ?ischen Hochschulraum. Insofern m?chte die GMA ein kompetenter Partner und Projektnehmer einer kommenden Exzellenz-Initative f?r die Lehre sein.

Sind die neuesten Empfehlungen des WR und Aktivit?ten der KMK der Beginn einer solchen Exzellenz-Initiative? Ich glaube in der Tat, dass eine solche Hoffnung begr?ndet ist. Zweifellos bleibt abzuwarten, welche Dynamik, welche Finanzmittel und welche Resultate freigesetzt werden. Vieles ist aus Sicht der GMA nicht konkret genug. Etwas Wesentliches fehlt in bisher allen mir zug?nglichen Medien: die Ausbildungsforschung als Qualifizierungsmerkmal der neuen Professoren mit Schwerpunkt Lehre. Ausbildungsforschung ist ein wesentliches L?ngsschnittmerkmal des MME-D, das sich durch alle 8 Module hindurchzieht. Ausbildungsforschung ist nach Meinung der GMA unverzichtbar f?r die Sicherung der Wissenschaftlichkeit der Lehre [4]. Insofern ist es tragisch, wenn nun das letzte und einzige Institut f?r Ausbildung und Studienangelegenheiten (IfAS) in Deutschland (M?nster) von der Abwicklung bedroht ist und ein entsprechender Lehrstuhl nicht zur Verf?gung steht. Die GMA fordert ein entsprechendes Institut f?r Aus- und Weiterbildung an allen Fakult?ten, die sich als Kompetenzzentren f?r die Lehre in den Gesundheitsberufen entwickeln wollen. Nur so kann Exzellenz in der Lehre entstehen und nachhaltig werden. Insofern sollte eine Exzellenz-Initative f?r die Lehre auch Elemente der Ausbildungsforschung umfassen.

Schlie?lich ber?hren die neuen Strukturen f?r die Lehre und die Diskussion der Qualit?t der Lehre auch die gesamtgesellschaftliche Rolle der Universit?ten als akademische Schulen. Boyer hat die wesentlichen Merkmale des Akademikers definiert [6] – und dies schlie?t die Lehre explizit mit ein [7], und auch die Ausbildungsforschung [8], [9]. Es ist zu hoffen, dass dieser Diskurs nach der Schweiz und ?sterreich nun auch Deutschland erfasst. Die Zeichen stehen gut! Die GMA m?chte dabei Ausgangspunkt und Mittelpunkt einer Elite in medizinischer Ausbildung in den deutschsprachigen L?ndern bleiben und Partner f?r alle sein, die Exzellenz in der Lehre anstreben.


Literatur

[1] Wissenschaftsrat.de [Homepage im Internet]. Empfehlungen zu einer lehrorientierte Reform der Personalstruktur an Universit?ten. K?ln: Wissenschaftsrat; 2007. Zug?nglich unter: http://www.wissenschaftsrat.de/texte/7721-07.pdf.
[2] Hahn EG. Gute Lehre, schlechte Lehre - was ist besser f?r eine Elite-Universit?t?. GMS Z Med Ausbild. 2006;23(4):Doc75. Zug?nglich unter: http://www.egms.de/en/journals/zma/2006-23/zma000294.shtml.
[3] Spiewak M. Exzellenz auch f?r die Lehre. Berlin ergreift die Initiative. DIE ZEIT. 2007;5:31.
[4] Hahn EG. Medizinische Ausbildungsforschung im Deutschen Sprachraum: Quantit? N?gligeable? GMS Z Med Ausbild. 2005;22(2):Doc28. Zug?nglich unter: http://www.egms.de/en/journals/zma/2005-22/zma000028.shtml.
[5] Stegemann T. Eine gef?hlte Elite-Uni und der harte Boden der Realit?t. Telepolis: Heise Verlag; 2007. Zug?nglich unter: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/24/24615/1.html.
[6] Boyer EL. Scholarship reconsidered: Priorities of the Professoriate. Princeton, New Jersey: Carnegie Foundation for the Advancement of Teaching; 1990.
[7] Glassick CE, Huber MR, Maeroff GI. Scholarship Assessed - Evaluation of the Professoriate. CA: Jossey-Bass; 1997.
[8] Fincher RM, Work JA. Perspectives on the scholarship of teaching. Med Educ. 2006;40: 293-295.
[9] Kreber C. Teaching excellence, teaching expertise and the scholarship of teaching. Innnovative High Educ. 2002;27:5-23.