[Didaktiktraining für studentische Skills Lab Tutoren – welche Trainingsmodule werden als hilfreich angesehen?]
Martin Heni 1,2Maria Lammerding-Köppel 3
Nora Celebi 1,2
Thomas Shiozawa 4
Reimer Riessen 5
Christoph Nikendei 6
Peter Weyrich 1,2
1 Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Medizinische Universitätsklinik, Abteilung für Endokrinologie, Diabetologie, Angiologie, Nephrologie und Klinische Chemie, Tübingen, Deutschland
2 Mitglied des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD), Tübingen, Deutschland
3 Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Medizinische Fakultät, Kompetenzzentrum für Hochschuldidaktik in Medizin, Tübingen, Deutschland
4 Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Anatomisches Institut, Abteilung Experimentelle Embryologie, Tübingen, Deutschland
5 Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Medizinische Universitätsklinik, Internistische Intensivstation, Tübingen, Deutschland
6 Universitätsklinikum Heidelberg, Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik, Heidelberg, Deutschland
Zusammenfassung
Ziele: Tutorgestütztes Lernen ist ein etablierter Bestandteil der medizinischen Ausbildung vieler Fakultäten. Allerdings herrscht Unklarheit darüber, ob und wie studentische Tutoren für diese Aufgabe didaktisch geschult werden sollen. Ziel dieses Artikels ist die Beschreibung der Entwicklung und Implementierung eines Didaktiktrainings für Tutoren unseres Skills Lab Innere Medizin. Wir berichten darüber hinaus die Ergebnisse einer retrospektiven Umfrage in Bezug auf studentische Akzeptanz und Erfahrungen mit der Umsetzung des Trainings in der Lehrpraxis.
Methoden: Unser Kurs umfasst fünf Module:
- „Effektiv präsentieren“ – Kurzvortrag der Tutoren mit anschließendem Video-Feedback.
- „Gutes Erklären“ – exakte Beschreibung geometrischer Figuren und anschließendes Gruppen-Feedback.
- „Ad-hoc Erklären“ – spontaner Kurzvortrag mit Feedback.
- „Peyton Methode“ – Erklärung und praktische Übung zur Methodik.
- „Umgang mit schwierigen didaktischen Situationen“ – Erarbeitung möglicher Lösungen in schwierigen didaktischen Situationen in Gruppenarbeit.
Nach > 6 Monaten Lehrerfahrung beantworteten 23 studentische Tutoren retrospektiv einen elektronischen Fragebogen.
Ergebnisse: Das Modul „Effektiv präsentieren“ wurde als die hilfreichste Trainingseinheit für die eigene didaktische Befähigung bewertet. Die Tutoren attestierten diesem Modul außerdem die beste Übertragbarkeit für den Skills Lab Unterricht. Fast die Hälfte der Teilnehmer bewertete dieses Modul deshalb auch als das Effektivste. Es folgte die „Peyton Methode“, wobei die Umsetzung aus Zeitgründen als schwierig angesehen wurde. Dennoch wurde auch dieses Modul als sehr effektiv bewertet. Die übrigen Module wurden von deutlich weniger Tutoren als besonders effektives Training für didaktische Fähigkeiten bewertet.
Schlussfolgerung: Das Pilotprojekt unseres Didaktiktrainings für studentische Tutoren wird zusammen mit einer retrospektiven Evaluation detailliert dargestellt, so dass andere Fakultäten bezüglich einer eigenen Trainingsentwicklung davon profitieren können.
Schlüsselwörter
Tutorgestütztes Lernen, Skills Lab, Didaktiktraining, Peyton Methode
Einleitung
Tutorgestütztes Lernen wird in der medizinischen Ausbildung häufig eingesetzt [1], [2] und ist sowohl bei den lernenden Studenten als auch bei studentischen Tutoren [3] sehr beliebt. Tutorgestütztes Lernen wird in vielen medizinischen Bereichen zur Vermittlung verschiedener Fertigkeiten eingesetzt, darunter kommunikative Fähigkeiten sowie eine Vielzahl von medizinisch-technischen Techniken [4], [5], [6], [7]. Die Effizienz tutorgestützten Lernens ist in sehr unterschiedlichen Kontexten untersucht worden, wie z. B. Injektionstechniken [8], Grundlagen des abdominalen Ultraschalls [9], Ultraschall des Bewegungsapparates [10], Kommunikationsfähigkeit [7] und im klinischen Untersuchungskurs [11]. Da es einen Zusammenhang zwischen Lernerfolg und der Kompetenz des Tutors gibt [12], [13], [14], [15], ist die Lehrfähigkeit der studentischen Tutoren für den Erfolg der unterrichteten Studenten entscheidend. Eine gute Vorbereitung der Tutoren für ihre Lehraktivität ist daher für ein erfolgreiches Tutorenprogramm von zentraler Bedeutung.
Nur wenige publizierte Tutorenprogramme beinhalten auch eine Ausbildung der Tutoren in didaktischen Techniken [7], [12], [16], [17], [18]. Allerdings fehlen in den meisten dieser Berichte genauere Angaben über den entsprechenden didaktischen Lehrplan. Darüber hinaus haben die meisten dieser Programme die Übertragbarkeit und Akzeptanz der didaktischen Ausbildung für die eigentliche Lehrtätigkeit nicht evaluiert (weiterführende Übersicht in Referenz [12]).
An unserer Fakultät haben wir seit 2005 ein Tutorenprogramm im Skills Lab Innere Medizin etabliert [4]. Nachdem wir die Tutoren primär nur in Bezug auf die zu unterrichtenden medizinischen Fertigkeiten geschult hatten, wurde durch unser Kompetenzzentrum für Hochschuldidaktik in Medizin schrittweise eine didaktische Schulung etabliert [19]. Diese Ausbildung beinhaltet fünf verschiedene Elemente, von der Peyton-Methode [20] bis zum Üben effektiver Präsentationstechniken mit individuellem Feedback mittels Video-Coaching. Die Effektivität unserer tutorgestützten Kurse konnte dabei sowohl für die Vermittlung prozeduraler Fertigkeiten im Skills Lab als auch im anatomischen Präparierkurs belegt werden [8], [9], [21], [22].
In dieser Arbeit berichten wir über das didaktische Ausbildungskonzept für unsere studentischen Skills Lab Tutoren, die jeweils zu Beginn der Tutorentätigkeit durchlaufen wird. Wir begründen, warum bestimmte Inhalte dieses didaktischen Ausbildungskonzepts gezielt ausgewählt wurden. Darüber hinaus berichten wir Ergebnisse einer retrospektiven Befragung unter 23 erfahrenen Skills Lab Tutoren bzgl. ihrer Akzeptanz des Didaktik-Trainings und zu ihren Erfahrungen beim Transfer der erlernten didaktischen Elemente in die reale Unterrichtssituation.
Methoden
Teilnehmer
Wir luden 25 erfahrene (mehr als 6 Monate Lehrtätigkeit) studentische Tutoren aus unserem Skills Lab für Innere Medizin zur freiwilligen Teilnahme an dieser Umfrage ein. Von insgesamt 23 Tutoren erhielten wir komplettierte Antwortbögen (11 Frauen, 12 Männer). Alle Studienteilnehmer hatten die auf die Bedürfnisse von Skills Lab Tutoren zugeschnittene didaktische Ausbildung vor ihrer Lehrtätigkeit erhalten (siehe unten). Die Teilnehmer wurden aus drei verschiedenen Tutorenkohorten rekrutiert, sie wurden deshalb an drei verschiedenen Terminen mit einer zeitlichen Verzögerung von jeweils 6 Monaten trainiert. Da in diesem Pilotprojekt nicht alle Module von jedem der Tutoren durchlaufen wurden, unterscheidet sich die Anzahl der Teilnehmer für jedes Modul geringfügig und wird gesondert in Klammern angegeben.
Allgemeine Überlegungen zu hilfreichen didaktischen Elementen
Das didaktische Training der studentischen Tutoren wurde in parallelen Gruppen von nicht mehr als 8 Teilnehmern über einen Tag durchgeführt. Die Kurse wurden von zwei erfahrenen Ausbildern geleitet. Bedarfsweise, z.B. für eine tiefer gehende individuelle Anleitung, wurden die Gruppen in kleinere Gruppen aufgeteilt, alternativ fand ein Gruppenunterricht mit allen Teilnehmern für theoretische Inhalte statt. Das Ziel des Trainings war, hilfreiche didaktische Techniken und Tipps für die Tutorentätigkeit im Skills Lab zu vermitteln. Unserer Ansicht nach benötigen studentische Tutoren nicht nur medizinische Fachkenntnisse, sondern sollten auch über soziale, kommunikative und konfliktlösende Kompetenzen samt Basiskenntnissen in gruppendynamischen Prozessen und Einblick in verschiedene Lerntheorien verfügen. In unserem Training erarbeiteten sich die Tutoren die Themen interaktiv ("learning by doing") und übertrugen neu Gelerntes in ihre eigene Lehrtätigkeit. Im Folgenden sind die wichtigsten Schulungsmodule im Detail vorgestellt:
Beschreibung der didaktischen Ausbildung
Modul 1
Titel: Effektiv präsentieren (N=19)
Ziele:
- Aktives Abfragen von Wissen der Studenten mittels aktivierender Lehrmethoden,
- effektives Feedback geben und selbst solches akzeptieren.
Methode: Simulation einer Lehreinheit mit 1:1 Videoanalyse [23]. Die Tutoren wurden gebeten, eine 7-minütige Lehreinheit zu simulieren, die sie zu Hause vorzubereiten hatten (Gruppengröße: nicht mehr als 8 Teilnehmer). Das Modul zielt auf Techniken wie Erklären, Visualisieren, Hinterfragen, Impulsgabe sowie wichtige Präsentationsaspekte wie z.B. Blickkontakt und Körpersprache ab. Wir besprachen didaktische Techniken anhand der simulierten Unterrichtseinheit und diskutierten mögliche Alternativen. Somit wurden im Zuge dieser Sitzungen die effektive Feedbackgabe und deren Akzeptanz gleichzeitig trainiert, wobei die Tutoren ihr systematisches Feedback mit Hilfe eines strukturierten Beobachtungsbogens gaben. Die Selbstreflexion der studentischen Tutoren, das Feedback der Ko-Tutoren und das 1:1 Feedback des Trainers anhand des aufgezeichneten Videos ermöglichten einen umfassenden Blick auf sich selbst in der Tutorenrolle.
Modul 2
Titel: Gutes Erklären (N=21)
Ziel: Entwicklung eines Bewusstseins für typische Schwierigkeiten bei exaktem Erklären sowie das Erkennen unterstützender sowie störender Aspekte.
Methode: In Gruppen von vier Tutoren wurde eine unidirektionale Kommunikation trainiert: ein Teilnehmer hatte die Aufgabe, mit dem Rücken zu den anderen Teilnehmern ohne Sichtkontakt eine komplexe geometrische Tangram-Figur zu beschreiben. Zwei passiv zuhörende (Rückfragen waren nicht erlaubt) Teilnehmer versuchten nun, die Tangram-Figur mit Hilfe von Holzteilen zu rekonstruieren. Sie durften sich nur mit Zeichen untereinander verständigen. Die vierte Person hatte eine Beobachterrolle inne und machte sich Notizen zu positiven und negativen Faktoren bei der Informationsvermittlung für die anschließende Diskussion im Plenum: Was funktionierte am besten? Was behinderte das Verständnis?
Modul 3
Titel: Ad-hoc Situationen (N=12; nur die Tutorenkohorte 3 nahm teil)
Ziel: Beantwortung von Fragen in strukturierter, verständlicher und präziser Weise.
Methode: Simulation von spontanem Erklären, wie es beim Skills Lab Unterricht typischerweise auftreten kann. Der Tutor erklärt ad-hoc einen abstrakten Begriff, ein klinisches Problem, eine physiologische oder anatomische Grundlage zu einem Lehrinhalt des Skills Labs. Vor dieser Übung wurden die Themen von den Teilnehmern auf einem Blatt Papier notiert. Jeder Teilnehmer zog eine Aufgabe und fing unverzüglich an, das zugeloste Thema in 2-3 Minuten zu erklären und gegebenenfalls zu visualisieren. Das Feedback aus der Gruppe konzentrierte sich auf die Vortragsstruktur, die Verständlichkeit und Visualisierung.
Modul 4
Titel: Die Peyton Methode (N=23) [20]
Ziel: Vermittlung komplexer praktischer Fähigkeiten.
Methode: Die Tutoren wurden gebeten, eine praktische Fertigkeit vorzubereiten, wie z. B. einen Seemannsknoten, Stricken, Tanzen, richtiges Pipettieren oder Nähen. In Gruppen von 3 Teilnehmern wurden diese Fertigkeiten anhand der vier Schritte der Peyton-Methode geübt, je eine Person beobachtete die Gruppe. Anschließend wurden die positiven und negativen Erfahrungen in der Gruppe analysiert und der Transfer in die Skills Lab Unterrichtspraxis diskutiert.
Modul 5
Titel: Umgang mit schwierigen didaktischen Situationen (N=20)
Ziel: Sicherstellung einer positiven Lernatmosphäre in der Gruppe und Umgang mit schwierigen Unterrichtssituationen.
Methode: Tutoren müssen gruppendynamische Prozesse wahrnehmen, um sie so positiv wie möglich zu beeinflussen. Der Trainer gab eine kurze Einführung zu Aspekten der Gruppendynamik [24]. Im Anschluss sammelten die Tutoren Situationen, welche sie früher als Lehrende/r oder Zuhörende/r als schwierig empfunden hatten. Kritische Ereignisse und typische Rollen von Kursteilnehmern (z.B. den "Ständig-ins-Wort-Faller", den "Störenfried", der "Unsensible", etc.) wurden systematisch analysiert. Mögliche Reaktionen wurden in der Gruppe erarbeitet und Alternativen diskutiert.
Auswertung
Eine retrospektive Auswertung wurde durchgeführt, nachdem die Studenten mindestens sechs Monate Erfahrung als Skills Lab Tutor im Anschluss an den didaktischen Kurs gesammelt hatten. Hierzu haben wir einen Online-Fragebogen verwendet. Dieser bestand aus 6-Punkt-Likert-Skalen (1 = stimme voll und ganz zu, 6 = stimme überhaupt nicht zu) zu jedem Modul der didaktischen Ausbildung sowie eine globale Bewertung und ein Textfeld für freie Kommentare. In der globalen Bewertung wurden die Tutoren gefragt, welches der fünf verschiedenen Modulen ihre didaktische Qualifikation subjektiv am meisten verbessert hat. Darüber hinaus wurden Daten über die bisherige Ausbildung in anderen medizinischen Fachrichtungen (Krankenschwester, Rettungssanitäter) oder vorherigen Lehrtätigkeiten / Erfahrungen gewonnen, um eine systematische Verzerrung zu vermeiden.
Ergebnisse
17 der 23 an der Umfrage teilnehmenden studentischen Tutoren hatten frühere Lehrerfahrungen wie z.B. als Tutor im anatomischen Präparierkurs, in der Pädiatrie oder in der Notfallmedizin. Diese Vorerfahrungen als Tutor waren nicht mit einer Präferenz für eines der Module unseres didaktischen Trainings gekoppelt. Generell bewerteten die Tutoren den Didaktikkurs in mündlichen und schriftlichen Kommentaren als sehr positiv (Beispiele sind in Tabelle 1 [Tab. 1] angegeben).
„Effektiv präsentieren“ wurde als das Modul eingestuft, welches die allgemeine didaktische Qualifikation am meisten verbesserte (1,79±0,71), während es nur marginale Unterschiede in der Bewertung der vier anderen Module gab (2,35-2,68). „Effektiv präsentieren“ wurde auch als das am einfachsten in den Skills Lab Unterricht zu transferierende Modul angesehen (1,68±0,75). Darüber hinaus wurde dieses Modul als das für den Skills Lab Unterricht nützlichste betrachtet (1,21±0,42; Tabelle 2), gefolgt vom „Umgang mit schwierigen didaktischen Situationen“ (1,35±0,81; siehe Tabelle 2 [Tab. 2]).
Die Peyton Methode hingegen wurde als die in die Skills Lab Lernumgebung am schwierigsten übertragbare bewertet (3,23±1,69; siehe Tabelle 2 [Tab. 2]). In ihren persönlichen Kommentaren berichteten die meisten den Transfer als schwierig einschätzenden Tutoren, dass sie keine Zweifel an der Nützlichkeit dieser Lehrmethode per se haben, sondern dass sie eher ein Zeitproblem in Bezug auf den vorgegebenen Lehrplan haben. Auf die Frage, wie oft sie diese spezifische Lehrmethode verwenden, entschied sich je etwa ein Viertel der Tutoren für jede der vier möglichen Antworten (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]).
In der allgemeinen Bewertung, welches der einzelnen Module die didaktische Qualifikation der Tutoren am meisten verbessere, hat sich fast die Hälfte (9 von 20) für „Effektiv präsentieren“ entschieden. Fünf gaben die „Peyton Methode“ an, gefolgt von „Gutes Erklären“ (3 von 20) und „Umgang mit schwierigen didaktischen Situationen“ (2 von 20). Einer der Teilnehmer wählte den Teil „Ad-hoc Situationen“.
Diskussion
In der vorliegenden Pilotstudie wurde der fünf verschiedene Module umfassende Didaktikkurs von den studentischen Tutoren sehr gut angenommen. Das Modul „Effektiv präsentieren“ wurde in Bezug auf Transferierbarkeit in den Skills Lab Unterricht als auch auf den Nutzen für die allgemeine didaktische Qualifikation von den Tutoren als besonders hilfreich angesehen. Das Kompetenzzentrum für Hochschuldidaktik in Medizin [19] bietet dieses didaktische Training mittlerweile regelmäßig zweimal jährlich für alle studentischen Tutoren an, die an unserer Medizinischen Fakultät an der Vermittlung praktischer Fähigkeiten beteiligt sind [4], [9], [22]. Obwohl ein kompletter Trainingstag einen beträchtlichen Zeitaufwand darstellt, sehen wir diesen vor dem Hintergrund der großen Zahl der profitierenden studentischen Tutoren innerhalb unseres zentral organisierten Tutorenprogramms unserer Fakultät als berechtigt an. Natürlich muss erwähnt werden, dass alle Tutoren neben diesem zentralen didaktischen Training eine Ausbildung durch erfahrene Ärzte in den zu unterrichtenden klinischen Fertigkeiten erhalten.
Interessant ist, dass ein Modul im Hinblick auf seine Übertragbarkeit unter unseren studentischen Tutoren sehr kontrovers diskutiert wurde: die Peyton-Methode [20]. Obwohl die Methode von fünf der Tutoren als das hilfreichste Modul für die didaktische Qualifikation angesehen wurde, verwendet sie nur weniger als die Hälfte der studentischen Tutoren regelmäßig oder zumindest gelegentlich während ihrer Lehrtätigkeit im Skills Lab (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]). Dieser Teil der Tutoren war der Methode gegenüber sehr positiv eingestellt, während die anderen vor allem den für eine Gruppe von 4 zu unterrichtenden Studenten notwendigen Zeitfaktor bei der Peyton-Methode kritisierten (allgemeines Tutor:Student-Verhältnis = 1:4). Daher hängt die Verwendung der Peyton-Methode stark vom Tutor als Individuum und dessen Unterrichtsstil ab. Interessanterweise ergab eine aktuelle Studie [25], dass die Peyton-Methode einer Standarderklärung in der Vermittlung prozeduraler Fertigkeiten (Anlegen einer Magensonde) bei gleicher Zahl der Unterrichtsstunden überlegen ist. Dieses Ergebnis lässt vermuten, dass der bemängelte Zeitaufwand eher eine persönliche Wahrnehmung der Tutoren widerspiegelt als einen objektivierbaren Nachteil darstellt. Wir halten daher die Peyton-Methode auch im Kontext eines tutorgestützten Trainings für eine sehr effektive Lehrmethode bei der Vermittlung praktischer Fertigkeiten. Aus diesem Grund bleibt dieses Modul Bestandteil unseres didaktischen Trainings.
Da wir das Modul „Effektiv präsentieren“ als das die allgemeine didaktische Qualifikation der Tutoren am meisten verbessernde, als das am leichtesten ins Skills Lab übertragbare und als das nützlichste identifizierten, empfehlen wir ein solches Modul in jedes didaktische Training für Skills Lab Tutoren zu integrieren. Die Nützlichkeit von Video-Feedback wurde auch durch eine weitere Studie über tutorgestütztes Lernen bestätigt [26] und kann wahrscheinlich teilweise durch die - zumindest für Medizinstudenten – ungewohnte Möglichkeit erklärt werden, eine Außensicht auf den eigenen Unterrichtsstil zu gewinnen.
Wir möchten darauf hinweisen, dass dieser Bericht nur eine deskriptive Studie ist, da nur eine begrenzte Anzahl von Teilnehmern und die Selbsteinschätzung der Tutoren in einem retrospektiven Studiendesign untersucht wurden. Allerdings hat eine andere aktuelle Studie aus unserer Fakultät gezeigt, dass ein kombiniertes technisches und didaktisches Training die Akzeptanz studentischer Tutoren seitens der lernenden Studenten verbessert [22]. In dieser Studie haben wir dieselben didaktischen Trainingsmodule eingesetzt, wie sie in diesem Bericht nun detailliert dargestellt werden. Wir haben uns daher für eine exakte Beschreibung dieses Trainings entschieden und sind überzeugt, dass unsere Ergebnisse in Bezug auf Akzeptanz und Effizienz auf Tutorenmodelle anderer Fakultäten übertragbar sind.
Weitere randomisierte und prospektive Studien sind notwendig, um die Ausbildung von Tutoren gezielt zu optimieren. Diese Studien sollten sowohl eine objektive Bewertung der didaktischen Verbesserung der Tutoren als auch der Leistungen der lernenden Studenten nach dem Training mit einschließen.
Beiträge der Autoren
MH analysierte die Daten der Umfrage und schrieb die wichtigsten Anteile des Manuskripts. MLK entwarf das didaktische Training, welches mittlerweile alle studentischen Tutoren der Medizinischen Fakultät Tübingen erhalten. Sie beschrieb diesen Kurs im Detail und war auch an der Erstellung der Umfrage mit beteiligt. NC ist verantwortlich für das Tutorenprogramm für Ultraschall-Diagnostik, TS ist verantwortlich für das entsprechende Tutoren-Programm in der Anatomie und RR ist verantwortlich für das studentische Mentoren-Programm auf der Internistischen Intensivstation unserer Medizinischen Klinik. NC, TS und RR korrigierten das Manuskript. CN ist verantwortlich für die Skills Lab an der Universität Heidelberg und hat sowohl zur Umfrage als auch zur Erstellung des Manuskripts beigetragen. PW initiierte das studentische Tutoren-Programm im Skills Lab an unserer Fakultät und ist verantwortlich für das internistische Skills Lab Training. Er führte die Umfrage durch und trug sowohl zum Studiendesign als auch zur Erstellung des Manuskripts bei.
Danksagungen
Wir danken allen studentischen Tutoren für ihr großes Engagement und ihr offenes Feedback zu unserem studentischen Tutorenprogramm, insbesondere Dr. med. Michaela Mack, Dr. med. Melanie Adam-Callau und Dr. med. Nicolai Netzhammer, die zu Beginn des Projekts viel zu dessen Gelingen beigetragen haben.
Interessenkonflikt
Die Autoren erklären, dass sie keine Interessenkonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel haben.
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