[40 Jahre Ausbildungsforschung: Die Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) e.V. feiert Jubiläum]
Thomas Shiozawa-Bayer 1,2Thorsten Schäfer 3,4
1 Eberhard Karls Universität Tübingen, Institut für Klinische Anatomie und Zellanalytik, Tübingen, Deutschland
2 Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) e.V., Schriftführer, Erlangen, Deutschland
3 Ruhr-Universität Bochum, Zentrum für Medizinische Lehre, Bochum, Deutschland
4 Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) e.V., Vorsitzender des Vorstandes, Erlangen, Deutschland
Leitartikel
Die Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) e.V. feiert in diesem Jahr ihr 40-jähriges Bestehen.
Am 22. April 1978 wurde die Gesellschaft als Deutsche Sektion der Association for Medical Education in Europe (AMEE) auf Initiative des damaligen Präsidenten der AMEE, Herrn Prof. Wolter, gegründet. Herr Prof. Hans-Joachim Krämer, der damaligen Vorsitzenden des IMPP sowie Herr Prof. Helmut Valentin, Präsident des Medizinischen Fakultätentages (MFT), gehörten zu den Gründervätern unserer Gesellschaft, indem sie die Notwendigkeit einer Bündelung der Deutschen Forschung und Entwicklung für die Ausbildung von Ärzten und Ärztinnen erkannten. Herr Prof. Fritz Kemper, langjähriger Präsident des MFT, war später im Vorstand der GMA, ab 1982 gefolgt von Herrn Prof. Jörg-Dietrich Hoppe, dem 1. Vorsitzenden des Marburger Bundes und späteren Präsidenten der Bundesärztekammer. Herr Prof. Dietrich Habeck (Münster), der langjährige Vorsitzende der GMA von 1981 bis 1994, hat die enge Zusammenarbeit zwischen GMA und MFT fortgeführt.
Sechs Jahre nach ihrer Gründung etablierte die GMA ihr eigenes Publikationsorgan, die Zeitschrift „Medizinische Ausbildung“. Diese erschien zunächst im Selbstverlag unter der Schriftleitung von Prof. Habeck mit freundlicher Unterstützung der Hans-Neuffer-Stiftung. Ende der 80er Jahre und Anfang der 90er Jahre waren GMA-Mitglieder am sogenannten „Murrhardter Kreis“ beteiligt, der auf Initiative der Robert-Bosch-Stiftung das Arztbild der Zukunft formulieren und Vorschläge für die schon 1986 vom Bundesrat geforderte Reform des Medizinstudiums unterbreiten sollte. Nach dem Rücktritt von Prof. Habeck wurde auf der Mitgliederversammlung im Jahr 1995 Prof. Florian Eitel (München) als neuer Vorsitzender der GMA gewählt. Prof. Habeck führt die Schriftleitung der „Medizinischen Ausbildung“ weiter und wurde 1997 zum Ehrenvorsitzenden der Gesellschaft ernannt. Von 1998 bis 2004 wechselte die „Medizinische Ausbildung“ zum Thieme Verlag Stuttgart. In dieser Zeit übernahm Prof. Eitel auch die Schriftleitung. Auch wenn die grundlegende Reform des Medizinstudiums zunächst nicht Realität wurde, so wurde im Jahr 1999 doch eine entscheidende Forderung des Murrhardter Kreises umgesetzt: die „Experimentierklausel“ wurde als 8. Novelle zur Approbationsordnung verabschiedet. Somit konnten erstmals Modellstudiengänge wie an der Charité Berlin oder der Universität Witten/Herdecke umgesetzt werden.
Im Jahr 2003 wurde Prof. Eckhard Hahn als neuer Vorsitzender der GMA gewählt. Unter seinem Vorsitz ist die GMA sehr gewachsen und konnte ihre Mitgliederzahlen mehr als verdoppeln. Im selben Zeitraum wurde die Zeitschrift modernisiert und fortan bei German Medical Science (GMS) verlegt, einer Online-Plattform von DIMDI und der ZBMed. Die Zeitschrift wurde damit auf ein Open Access-Format umgestellt. Inhaltlich wurde die Arbeit der GMA in dieser Zeit von den Neuerungen durch die neue Approbationsordnung von 2002 und später durch die Bologna-Reform für den Europäischen Hochschulraum bestimmt. Die aus der Bologna- und Lissabon-Deklaration folgende Direktive „European Qualifications Framework for Lifelong Learning“ (EQF-LLL) machten die Einführung von Kompetenzebenen auch für das Medizinstudium notwendig. Der Hochschulausschuss der Kultusministerkonferenz (KMK) hat die GMA im Januar 2009 dazu aufgefordert, in Abstimmung mit dem MFT einen Fachqualifikationsrahmen für das medizinische Studium zu entwickeln. In den folgenden Jahren nahm die Projekt- und später die Lenkungsgruppe die Entwicklung des Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalogs Medizin – kurz NKLM – auf, welche vom Beirat und den Ausschlüssen der GMA maßgeblich inhaltlich nach vorne gebracht wurde.
Im Jahr 2011 wechselte der Vorsitz der GMA zu Prof. Martin R. Fischer (München). In seiner Amtszeit bis 2017 wurde der NKLM fertig gestellt und auch der Nationale Kompetenzbasierte Lernzielkatalog Zahnmedizin (NKLZ) entwickelt. Nach deren Verabschiedung am Medizinischen Fakultätentag 2015 begann die Implementierung - die nächste große, noch laufende Reform des Medizin- und Zahnmedizinstudiums. Die Politik hat indes eigene Pläne für das Medizinstudium über den sogenannten Masterplan Medizinstudium 2020 bekannt gegeben. Die Approbationsordnung Zahnmedizin aus dem Jahre 1955 blieb aber höchst reformbedürftig.
Heute vereint die GMA mehr als 1.000 Ausbildungsforscherinnen und -forscher aus Österreich, der Schweiz und Deutschland aus unterschiedlichen Disziplinen und von unterschiedlichen Professionen in einer wissenschaftlichen Fachgesellschaft. Aktueller Vorsitzender seit der Mitgliederversammlung 2017 ist Prof. Thorsten Schäfer aus Bochum. Die Aufgaben für die kommenden Jahre sind vielfältig: mit der Kompetenzbasierung von Curricula, Prüfungen und vor allem Staatsprüfungen stehen große Veränderungen an den Fakultäten an. Die Bedeutung der übergreifenden Zusammenarbeit zwischen den Gesundheitsberufen in der Ausbildung hat die GMA früh erkannt und dem Thema Interprofessionalität schon ein umfangreiches Themenheft und auch einen Beisitz im Vorstand gewidmet. Die Digitalisierung der Medizin wie der medizinischen Lehre ist eine Herausforderung, der sich die Medizinische Ausbildung ebenso stellen muss wie der wissenschaftliche Fundierung und Innovation der postgraduierten Weiterbildung, und dem Transfer von Ergebnissen der medizinischen Ausbildungsforschung.
Die Autoren sind sich sicher – auch die nächsten 40 Jahre werden sicher spannend. Ad multos annos, GMA!
Interessenkonflikt
Die Autoren erklären, dass sie keine Interessenkonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel haben.