Naturwissenschaftliche Vorkenntnisse: was wissen Studienanfänger wirklich?
Johannes Schulze 11 Johann Wolfgang-Goethe Universität Frankfurt, Dekanat, Fachbereich Medizin, Frankfurt/Main, Deutschland
Workshop
Nicht erst seit den PISA-Studien ist das deutsche Schulsystem in der Diskussion. Die gymnasialen Lehrpläne lassen Zweifel aufkommen, warum die Abiturienten noch studieren müssen; die Erfahrung in Lehrveranstaltungen lässt Unbehagen daran aufkommen, wie wenig manche Studierende auf dem Gymnasium gelernt haben. Um eine solide Datengrundlage für den aktuellen Wissensstand der Studienanfänger im Fach Medizin zu gewinnen, wurden zu Beginn des WS 2004/2005 Studienanfänger an 15 medizinischen Fakultäten gebeten, einen schriftlichen Test zu konkreten naturwissenschaftlichen Vorkenntnissen in Biologie, Chemie, Mathematik und Physik abzulegen; etwa 3000 Studierende nahmen hieran teil. Alle Fragen waren frei zu beantworten und beinhalteten Fakten und die Anwendung gelernter Konzepte. Daneben wurden einige Items eingefügt, um zu überprüfen, ob der Fragebogen ernsthaft bearbeitet wurde (z.B. Namen der Nukleotide). Variationen z.B. von Zahlenwerten zwischen zwei Versionen versuchten, das Ausmass des Abschreibens zu erfassen. Wie bisher oft behauptet, belegen auch die Ergebnisse einer vorläufigen Auswertung, dass insbesondere chemisches, mathematisches und physikalisches Wissen fehlt oder nicht mehr präsent ist; etwas besser steht es mit den Vorkenntnissen in der Biologie. Andererseits belegt dieser Test, dass manche "Modethemen" (z.B. Neurotransmission) offensichtlich in fast allen Gymnasien in einer Tiefe behandelt werden, die in starkem Kontrast zum Stand der allgemeinen Bildung stehen.