Angebotserhebung zum Thema "E-learning in der Medizin"
Hubert Liebhardt 1Magnus Müller 1
Stefan Steinhauser 1
Wilfried Scholz 2
1 Universität Ulm, Medizinische Fakultät, Studiendekanat, Ulm, Deutschland
2 Universität Ulm, Kompetenzzentrum E-Learning in der Medizin, Ulm, Deutschland
Zusammenfassung
Durch die öffentliche Förderkultur in der Hochschullandschaft ist in den letzten Jahren insbesondere im Bereich "E-Learning", d.h. der Unterstützung der Lehre mit elektronischen Kommunikations- und Informationssystemen, eine heterogene Projektlandschaft entstanden
Ein erster Schritt bei der Realisierung dieser Implementierungsstrategie ist eine Erhebung von bestehenden E-Learning Angeboten innerhalb der hochschulmedizinischen Ausbildung auf nationaler und internationaler Ebene in mehreren Stufen sowie eine vergleichende Bewertung anhand der Ulmer Qualitätskriterien für elektronische Lerninhalte und -systeme.
Die so geschaffene Markttransparenz ermöglicht in Kombination mit der Bedarfsanalyse die Entwicklung eines E-Learning Curriculums für die medizinische Ausbildung in Baden-Württemberg
Projektbeschreibung
1. Grundbegriffe
Im Bereich E-Learning existiert eine große Vielfalt von Begrifflichkeiten, die eine exakte Definition erfordern. So muss man bei den elektronischen Lernmitteln zwischen Lerninhalten, Lernsystemen und Lernplattformen unterscheiden:
- Lerninhalt - der digitale Lerninhalt, der durch einen Autor erstellt wurde
- Lernsystem - die Software, die durch Programmierer erstellt wurde
- Lernplattform - eine Software, in welche sich Lernsysteme und -inhalte einbinden lassen. Darüber hinausnimmt eine Lernplattform Administrationsfunktionen wahr (vergleiche [3] [4]).
Die Begriffe "Lerninhalt" und "Lernsystem" werden oftmals als "Lernmodule" oder "Lernangebote" bezeichnet.
2. Vorgehen
Um die grosse Anzahl an E-Learning Systemen und Inhalten möglichst effizient zu erfassen, wurde ein mehrstufiges Verfahren gewählt, das sich aus Analyse von Metakatalogen, sowie quantitativer und qualitativer Erfassung der Inhalte zusammensetzt. Im Anschluss daran folgt die Angebotsbewertung, d.h. die Analyse der E-Learning Angebote anhand eines vorgegebenen Kriterienkataloges (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]).
Abbildung 1: Darstellung der Vorgehensweise
3. Analyse der Metakataloge
Ziel
De erste Schritt in Richtung Markttransparenz ist die Entwicklung einer Suchstrategie zum Finden von E-Learning Angeboten. Hier bietet sich die Recherche in Metakatalogen an.
Methodik
Bei einem Metakatalog handelt es sich um einen Verzeichnisdienst für E-Learning Angebote. Die Metakataloge unterscheiden sich in ihrer Funktionalität wesentlich: Man findet sowohl statische Linklisten als auch datenbankbasierte, professionell verschlagwortete Kataloge. Die Metakataloge richten sich an zwei Zielgruppen: Zum einen Studierende, welche einen Überblick über die Angebote zum Selbststudium erhalten sollen, zum anderen Dozenten, welche ihre Lehre durch entsprechende Inhalte ergänzen sollen, vergleiche dazu Rosendahl [5].
Es wurde auf folgende Metakataloge zurückgegriffen (siehe Tabelle 1 [Tab. 1]).
Ergebnis
Die Metakataloge weisen eine hohe Zahl von E-Learning Angeboten auf und bieten mindestens eine Unterteilung nach Fachgebieten, jedoch variiert die Vollständigkeit [6] sowie die Qualität der erfassten Angebote stark. Ebenso sind keine Metakataloge zu finden, welche sowohl CBT als auch WBT Systeme beinhalten (siehe Abbildung 2 [Abb. 2]).
Abbildung 2: Anzahl der in den Metakatalogen verwendeten Fachgebiete
Die verwendeten Schlagwortsysteme besitzen keine zu Grunde liegende Konformität, entsprechend sind Suchergebnisse aus den einzelnen Metakatalogen nur schwer vergleichbar. Als konkretes Beispiel sei hier die Zuordnung zu den medizinischen Fachbereichen genannt, welche stark variieren.
Bei einer Zusammenfassung der Ergebnisse in unsummierter Form entsteht auf diese Weise eine hohe Anzahl von Inhalten.
Die datenbankbasierten Metakataloge aus Heidelberg, Essen und Cambridge zeichnen sich durch eine Verwendung umfangreicher Fachgebietsspezialisierungen aus.
Die Verteilung auf die Fachgebiete ist im Folgenden dargestellt (siehe Abbildung 3 [Abb. 3]).
Abbildung 3: Zuordnung nach Fachgebieten
Insbesondere das Fachgebiet "Innere Medizin" in der Klinik, gefolgt von Neurologie, Pharmakologie und Augenheilkunde sowie der Bereich "Anatomie" in der Vorklinik sind mit einer hohen Zahl an Angeboten in den Metakatalogen vertreten.
Es sei hierbei darauf hingewiesen, dass diese Werte sowohl auf eine hohe Anzahl tatsächlich existierender Angebote, als auch auf eine hohe Popularität in den Metakatalogen (Mehrfachnennungen) zurückgeführt werden können.
Bei insgesamt 2716 Einträgen fallen 2235 Angebote auf den klinischen und 481 Angebote auf den vorklinischen Bereich.
4. Quantitative Erfassung
Ziel
Um eine medienübergreifende, möglichst vollständige Markttransparenz zu schaffen, ist eine eigene Erfassung von E-Learning Angeboten notwendig.
Methodik
Um eine möglichst hohe Vollständigkeit der Erfassung gewährleisten zu können, wurde lediglich eine geringe Anzahl an Kriterien sowie Projektname, Adresse bzw. ISBN Nummer und Zugangsdaten erfasst.
Ergebnis
Die Auswertung der quantitativen Erhebung gibt einen Überblick über die Angebote auf dem Markt anhand der aus den Kriterien abgeleiteten Kennzahlen (siehe Abbildung 4 [Abb. 4]). Ein Vorteil gegenüber dem Vergleich der Metakataloge ist die Eliminierung von Mehrfachnennungen einzelner Angebote, zumal die Anzahl der Eintragungen in einem Metakatalog kein weiterführendes Kriterium darstellt.
Abbildung 4: Auswertung der quantitativen Erhebung
Klinische Angebote sind in der Auswertung überrepräsentiert. Dies entspricht auch dem Ergebnis der Metakataloganalyse.
Bei der Untersuchung internetbasierter Metakataloge dominiert im deutschsprachigen Raum die Anzahl der webbasierten, frei zugänglichen Angebote. Es ist davon auszugehen, dass sich bei einer Erweiterung des Suchradius die Werte grundsätzlich ändern können.
Auffällig ist ebenfalls, dass der Anteil universitärer Angebote bei nur 50% liegt, wo doch die ärztliche Ausbildung auch international ausschließlich hochschulgebunden abläuft. Es ist zu vermuten, dass auch weitere Zielgruppen mit den E-Learning Angeboten im medizinischen Bereich versorgt werden sollen.
Der Anteil an Baden-Württemberger Angeboten ist gesondert hervorgehoben. Zu erwähnen ist, dass diese Herkunft fast ausschließlich bei universitären Ergebnissen zu identifizieren ist. Eine entsprechende Dunkelziffer ist somit nicht auszuschließen.
Die Effizienz der Erfassung der E-Learning Angebote mit reduziertem Kriterienkatalog ist beachtlich, jedoch fallen bei der Erfassung und Kategorisierung der Angebote von Hand starke Unterschiede in Umfang und Qualität der Angebote auf. Dieser Sachverhalt wird durch die vorliegende quantitative Erhebung nicht verwertbar erfasst.
Darüber hinaus fehlen für eine Bewertung der Angebote noch weitere Aspekte, insbesondere in ökonomischer, sowie didaktischer Hinsicht.
Zusammenfassung
Die Angebotserhebung ist ein mehrstufiger und langfristiger Prozess, welcher neben existierender Lernsoftware auch beständig neu entwickelte Lösungen einbeziehen wird.
Zum Gründungssymposium des Kompetenzzentrums E-Learning in der Medizin Baden-Württemberg wurde das oben genannte mehrstufige Verfahren vorgestellt, das basierend auf den Anforderungen der nächst höheren Stufe einer stetigen Verbesserung unterliegt. Die daraus resultierenden Ergebnisse gehen über bisher vorhandene Angebotserhebungen und -erfassungen weit hinaus.
Es zeichnet sich ab, dass sich die Untersuchungen sehr aufwendig gestalten und auch eine fachbereichsbezogene Markttransparenz erst gegen Ende des Jahres 2005 zu erwarten ist.
Literatur
[1] DLR Projektträger Neue Medien in der Bildung + Fachinformation. Neue Medien in der Bildung - Hochschulen Kursbuch E-Learning 2004 Produkte aus dem Förderprogramm. Sankt Augustin: DLR Projektträger Neue Medien in der Bildung + Fachinformation; 2004.[2] Liebhardt H, Blasel. Zielgruppen- und Bedarfsanalyse. Ulm: Universität Ulm; 2005.
[3] Baumgartner P, Häfele H, Maier-Häfele K. E-Learning Praxishandbuch: Auswahl von Lernplattformen; Marktübersicht - Funktionen - Fachbegriffe. Innsbruck: Studienverlag; 2002.
[4] Schulmeister R. Lernplattformen für das virtuelle Lernen. Evaluation und Didaktik. München, Oldenburg: e-teaching. 2003: 11. Zugänglich unter: http://www.e-teaching.org/literatur?azrange=S.
[5] Rosendahl J, Tittelbach J. Medizinische Lernprogramme im Internet. Dtsch Arztebl 2002;99:A2167-2169 [Heft 33].
[6] Stausberg J, Bludßat K, Geueke M. Vollständigkeit von Katalogen webbasierter Lernmodule". Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2004. Zugänglich unter: http://www.egms.de/en/meetings/gmds2004/04gmds175.shtml.