[Oskar Frischenschlager, Birgit Hladschik-Kermer (Hrsg.): Gesprächsführung in der Medizin – lernen, lehren, prüfen]
Anne Herrmann-Werner 1,21 Universitätsklinikum Tübingen, Innere Medizin VI, Abteilung Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Tübingen, Deutschland
2 Eberhard-Karls-Universität Tübingen Medizinische Fakultät, Leiterin des Tübinger Interdisziplinären Skills Labs (DocLab), Tübingen, Deutschland
Bibliographische Angaben
Oskar Frischenschlager, Birgit Hladschik-Kermer (Hrsg.)
Gesprächsführung in der Medizin – lernen, lehren, prüfen
Facultas Verlags- und Buchhandels AG, Wien
Erscheinungsjahr: 2013, Preis: € 21,30, Seiten: 274
ISBN-13 978-3-7089-1029-1
Rezension
Das Thema Kommunikation ist in der Arzt-Patienten-Beziehung von immenser Wichtigkeit und hat zudem durch Gewichtung in der überarbeiteten Approbationsordnung von 2012 und Verankerung im aktuell entstehenden Nationalen Lernzielkatalog Medizin (NKLM) auch in der medizinischen Ausbildung eine zentrale Rolle eingenommen. Es ist mittlerweile anerkannte Tatsache, dass auch Kommunikation gelehrt und gelernt werden muss und nicht einfach „nebenher erworben“ werden kann.
Das Buch „Gesprächsführung in der Medizin – lernen, lehren, prüfen“ nähert sich dem Thema aus verschiedenen Perspektiven. Im ersten Kapitel werden basale Grundlagen von Kommunikation anschaulich vorgestellt. Hier wäre es wünschenswert gewesen, wenn außer den altbekannten Modellen (z.B. Schulz von Thun, Watzlawick) auch auf verwandte, mit Kommunikation beschäftigte Bereiche (z.B. Kommunikationswissenschaften, Psychologie) eingegangen worden wäre.
Im zweiten Abschnitt des Buches werden kommunikative Kompetenzen in der Medizin vorgestellt und diskutiert. Dem Leser wird auf anschauliche Weise eine gute Grundlage vermittelt und auch auf das wichtige Thema eingegangen, wie der Arzt selbst im Gespräch von gelungener Kommunikation profitieren bzw. Unterstützung in schwierigen Situationen erhalten kann.
Als nächstes erfolgt ein kurzer Exkurs in drei ausgewählte besondere Gesprächssituationen (Palliativpatient, Visite, Kinder), die sicherlich nicht allumfassend sind, aber dennoch einen guten ersten Eindruck vermitteln.
Das vierte Kapitel ist für den interessierten Lehrenden sicherlich das spannendste, da es sich mit dem eigentlichen Unterrichten kommunikativer Kompetenzen auseinandersetzt. Hier kommen sowohl Aspekte unterschiedlicher Settings (Einzelgespräch, Team-Situation) zur Sprache als auch mögliche Formen der Überprüfung kommunikativer Fertigkeiten oder der Einsatz von Simluationspatienten. Positiv hervorzuheben ist hierbei auch der Blick auf die Frage, was es an Qualifikation auf Seiten der Dozierenden braucht, sowie die Zusammenstellung einer Toolbox mit gängigen Modellen (z.B. SPIKES, NURSE).
Den Abschluss des Buches bildet die Vorstellung des Wiener longitudinalen Curriculums als ein mögliches Umsetzungsbeispiel.
Insgesamt ist mit dem vorliegenden Buch ein Werk entstanden, das einen grundlegenden Überblick über das Thema ärztlicher Gespräche vermittelt. Schön sind dabei immer wieder eingestreute praktische Fallbeispiele mit klinischer Orientierung, die aber durchaus hätten etwas zahlreicher sein dürfen. Hier zeigt sich auch die Heterogenität des Buches: je nach Autor der Kapitel scheinen diese mehr oder minder anschaulich gestaltet und auf Redundanzen geprüft. Zusammenfassend bleibt zu sagen: Wer sich schon vorab mit dem Thema ärztliche Kommunikation im Unterrichts-Setting beschäftigt hat, wird in dem Buch vermutlich nicht viel Neues finden. Wer jedoch einen guten Einstieg in die Thematik haben möchte, ist mit dem Frischenschlager/Hladschik-Kermer sicherlich gut bedient.
Interessenkonflikt
Die Autorin erklärt, dass sie keine Interessenskonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel hat.