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GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

2366-5017_N


Dies ist die deutsche Version des Artikels. Die englische Version finden Sie hier.
Artikel
Begutachtung

[Empfehlungen zur Begutachtung von Manuskripten der Artikeltypen „Projektbericht“ sowie „Gewusst wie“ für das GMS Journal for Medical Education]

 Katrin Schüttpelz-Brauns 1
Angelika Homberg 1
Marianne Giesler 2
Achim Schneider 3
Pia Gadewoltz 4
Martin Boeker 5
Andreas Möltner 6
Jan Matthes 7

1 Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, Abt. Medizinische Ausbildungsforschung, GB Studium und Lehrentwicklung, Mannheim, Deutschland
2 Freiburg/Br., Deutschland
3 Universität Ulm, Medizinische Fakultät, Bereich Studium und Lehre, Ulm, Deutschland
4 Universität Bielefeld, Medizinische Fakultät OWL, Referat Studium und Lehre, Bielefeld, Deutschland
5 Technische Universität München, School of Medicine and Health, Klinikum rechts der Isar, Lehrstuhl für Medizinische Informatik, Institut für Künstliche Intelligenz und Informatik in der Medizin, München, Deutschland
6 Universität Heidelberg, ompetenzzentrum für Prüfungen in der Medizin, Heidelberg, Deutschland
7 Universität zu Köln, Medizinische Fakultät, Zentrum für Pharmakologie, Köln, Deutschland

Zusammenfassung

Zielsetzung: Dieses Positionspapier des Ausschusses für Methodik der Ausbildungsforschung beschreibt Bewertungskriterien zu Annahme, Überarbeitung oder Ablehnung von Manuskripten der Artikeltypen Projektbericht und Gewusst wie beim GMS Journal for Medical Education und deren Entwicklung.

Methodik: Im Rahmen eines Workshops mit schreibenden, begutachtenden und herausgebenden Personen wurden in Rücksprache mit der Schriftleitung auf Grundlage von Richtlinien für Autor*innen und Reviewer*innen anderer Zeitschriften sowie anhand von gelungenen und weniger gelungenen Beispielartikeln gemeinsame Kernelemente für Artikel formuliert und diskutiert. Daraus wurden konkrete zu adressierende Aspekte und Ablehnungskriterien für die jeweiligen Artikeltypen abgeleitet.

Ergebnisse: Als gemeinsame Kernelemente für beide Artikeltypen wurden Zielgruppe, Relevanz, Rechtfertigung sowie Implikation identifiziert. Aus diesen Kernelementen abgeleitete spezifische zu adressierende Aspekte und Ablehnungskriterien werden für den jeweiligen Artikeltyp vorgestellt.

Schlussfolgerung: Das Fehlen von Kernelementen in einem Manuskript kann Grund für dessen Ablehnung sein. Überarbeitungsbedarf ist gegeben, wenn zu adressierende Aspekte nicht ausreichend oder nicht gut nachvollziehbar beschrieben werden.


Schlüsselwörter

medizinische Ausbildung, Projektbericht, Gewusst wie, Begutachtung

1. Hintergrund

In Zeitschriften zur medizinischen Ausbildungsforschung werden verschiedene Typen von Artikeln veröffentlicht. Neben Originalarbeiten gibt es z. B. Berichte zu Innovationen, welche neuartige Lösungen für Probleme und Herausforderungen in der Ausbildung aufzeigen [1], [2], [3], sowie vereinzelt Artikeltypen, die sich mit der praktischen Umsetzung von bestimmten Vorgehensweisen wie beispielsweise der Implementierung neuer Lehr- und Prüfungsformate beschäftigen.

Die Artikeltypen sind in den einzelnen Zeitschriften unterschiedlich benannt, z. B. werden Publikationen zu Innovationen unter folgenden Rubriken veröffentlicht:

  • Innovation reports in Academic Medicine [4],
  • Discursive Articles in Anatomical Science Education [5],
  • Project report bzw. Projektbericht im GMS Journal for Medical Education [6],
  • Innovations in Medical Education im Journal of General Internal Medicine [7],
  • Educational Innovation im Journal of Graduate Medical Education [8] oder
  • Really good stuff in Medical Education [9].

Für Artikeltypen, die sich mit der praktischen Umsetzung von Lehr-, Lern- und Prüfungsformaten beschäftigen, stehen unter anderem folgende Rubriken zur Verfügung:

  • The Clinical Teacher’s Toolbox in The Clinical Teacher [10],
  • Gewusst wie im GMS Journal for Medical Education [6] oder
  • Twelve Tips im Medical Teacher [11].

Bei Forschungsarbeiten hat sich in Anlehnung an das IMRaD-Schema eine Struktur etabliert, die Einleitung, Methoden, Ergebnisse und Diskussion vorsieht, welche auch für die Strukturierung der Kriterien zur Annahme bzw. Ablehnung übernommen wurde, beispielsweise im GMS Journal for Medical Education (GMS J Med Educ) [12]. Diese einheitlichen Kriterien fehlen bislang für die gerade beschriebenen Artikeltypen. So identifizierten Colbert und Getz (2021) in ihrer Übersichtsarbeit eine große Bandbreite an Hauptmerkmalen bei Innovationsberichten [13]. Allerdings waren nur zwei der zwölf gefundenen Merkmale deckungsgleich: die Problembeschreibung sowie die Beschreibung der Implementierung der Innovation. Alle anderen Merkmale variierten über die Zeitschriften hinweg und teils auch innerhalb einer Zeitschrift. Es zeigt sich damit sehr deutlich ein Bedarf an Spezifizierung für den Artikeltyp Innovationsbericht und daraus folgend auch eine Ableitung für entsprechende Bewertungskriterien. Das Erfordernis einer Spezifizierung der Artikeltypen Projektbericht (entspricht dem Artikeltyp Innovationsbericht) und Gewusst wie sowie die Notwendigkeit eindeutiger Bewertungskriterien für begutachtende Personen zeigten sich auch in einer Sitzung des Herausgebergremiums des GMS J Med Educ. In der Folge nahm sich der Ausschuss für Methodik der Ausbildungsforschung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) der Aufgabe an, entsprechende Kriterien zu entwickeln.

Diese Kriterien sollen dazu beitragen, dass

  • Autor*innen ihre Artikel zielgerichteter schreiben können, um so z. B. die Wahrscheinlichkeit einer Revision oder gar die Ablehnung der Einreichung aufgrund inhaltlicher oder qualitativer Mängel zu verringern,
  • begutachtende Personen in ihrer Arbeit unterstützt werden, damit sie unabhängig voneinander zu möglichst kongruenten und nicht grundsätzlich widersprüchlichen Einschätzungen kommen,
  • herausgebende Personen transparenter und konsistenter über die Manuskripte entscheiden können,
  • die Qualität der Veröffentlichungen in diesen beiden Artikeltypen insgesamt erhöht wird und letztlich
  • Leser*innen Artikel mit guter Qualität vorfinden und mit der Zeitschrift auch ein bestimmtes Profil verbinden bzw. ein bestimmtes Spektrum an Beiträgen erwarten können.

Ziel des vorliegenden Positionspapiers ist es daher, jeweils Bewertungskriterien zu Annahme, Überarbeitung oder Ablehnung von Manuskripten der Artikeltypen Projektbericht und Gewusst wie beim GMS J Med Educ zu formulieren. Dabei sollen zunächst (1) allgemeine Kernelemente für alle Artikeltypen identifiziert werden. Unter Kernelementen verstehen wir übergeordnete Merkmale, die in dem entsprechenden Artikeltyp zwingend vorhanden sein sollten. Mit Hilfe dieser Kernelemente können dann (2) notwendige zu adressierende Aspekte abgeleitet und anschließend (3) Ablehnungskriterien formuliert werden. Dies ist notwendig, da für den Artikeltyp Gewusst wie im Gegensatz zum Artikeltyp Projektbericht kaum Informationen vorliegen.

2. Methodik

2.1. Beteiligte

Als Experten und Expertinnen standen acht Personen des Ausschusses für Methodik der Ausbildungsforschung zzgl. einer Schriftleitung der GMS J Med Educ zur Verfügung. Alle Beteiligten hatten bereits Erfahrungen als Autoren bzw. Autorinnen, sieben davon zusätzlich als begutachtende Personen, eine Person ist zusätzlich Mitglied des Herausgebergremiums des GMS J Med Educ.

2.2. Material

Basis des Entwicklungsprozesses waren, neben der Expertise der Beteiligten, die Richtlinien für Autor*innen von Zeitschriften aus dem Gebiet der medizinischen Ausbildung, in denen vergleichbare Artikeltypen publiziert werden sowie bei Verfügbarkeit entsprechende Bewertungskriterien für Gutachten dieser Zeitschriften. Dies betraf vor allem die Zeitschriften Anatomical Science Education [5], Medical Education [9], The Clinical Teacher [10] und Medical Teacher [11], da diese in ihren Richtlinien konkretere Angaben zur Begutachtung von bzw. Anforderung an diese Artikeltypen aufgeführt haben.

Zusätzlich wurden Beispiele von gelungenen und weniger gelungenen Projektberichten im GMS J Med Educ ausgewählt und das einzige bis zu diesem Zeitpunkt im GMS J Med Educ veröffentlichte Gewusst wie herangezogen.

2.3. Vorgehen

2.3.1. Vorbereitungsphase

Im ersten Schritt wurde die Bedeutung der beiden Artikeltypen speziell für die Zeitschrift GMS J Med Educ anhand der Richtlinien für Autor*innen sowie in Rücksprache mit der Schriftleitung eruiert. Im zweiten Schritt wurden vergleichbare Artikeltypen anderer Zeitschriften aus dem Gebiet der medizinischen Ausbildung ermittelt, entsprechende Richtlinien für Autor*innen sowie Gutachter*innen gesucht und wenn vorhanden, Kriterien zur Begutachtung zusammengestellt. Im dritten Schritt wurden unter Bezugnahme der unter 2.2 beschriebenen Materialien Kriterien zusammengestellt, die aus Sicht der Beteiligten gutachterliche Entscheidungen bei der Annahme, Überarbeitung oder Ablehnung unterstützen können.

2.3.2. Workshop

Bei einer eintägigen Arbeitsphase im Januar 2023 mit allen Experten und Expertinnen wurden die zusammengestellten Kriterien anhand der vorbereiteten Beispiele von Projektberichten diskutiert, ausgewählt, ggf. umformuliert und kategorisiert. Dabei konnten explizit die verschiedenen Perspektiven der Beteiligten in ihren Rollen als schreibende und begutachtende Personen sowie als Mitglied des Herausgebergremiums integriert werden. Die Benennung der Kategorien und die Zuordnung der Kriterien erfolgte in einer moderierten Gruppendiskussion bis alle Beteiligten dem Ergebnis zustimmen konnten. Aus diesen im Konsens kategorisierten Kriterien wurden gemeinsame Kernelemente extrahiert, die übergeordnet für alle Artikeltypen gelten können, so dass im Anschluss auch Kriterien für den noch recht neuen Artikeltyp Gewusst wie abgeleitet werden konnten, für den nur sehr wenige in dieser Kategorie publizierte Beispiele vorlagen.

3. Ergebnisse

3.1. Gemeinsame Kernelemente

Als gemeinsame Kernelemente für Projektbericht und Gewusst wie wurden Zielgruppe, Relevanz, Rechtfertigung sowie Implikationen identifiziert, die auch für Originalarbeiten gelten, aber dem Artikeltyp entsprechend definiert werden müssen (siehe Tabelle 1 [Tab. 1]). Die Zielgruppe bestimmt zum einen die Bedeutung der anderen Kernelemente. So steht für die Zielgruppe der Forschenden der Erkenntnisgewinn und die Forschungsmethodik als Rechtfertigung der Ergebnisse und ihrer Bedeutung im Vordergrund. Für Praktiker*innen ist die praktische Anwendbarkeit von Problemlösungen meist relevanter. Die Zielgruppen in der Forschung und/oder in der Praxis unterscheiden sich auch von Zeitschrift zu Zeitschrift. Dies muss beim Begutachten von Manuskripten ebenfalls berücksichtigt werden. Die Relevanz ergibt sich direkt aus dem, was die Zielgruppe von dem jeweiligen Artikeltyp erwartet. Unabhängig davon, ob es sich um einen Erkenntnisgewinn oder eine Lösung für ein praktisches Problem handelt, sollte der Mehrwert für die jeweilige Zielgruppe von den Autor*innen herausgearbeitet werden. Beim Kernelement Rechtfertigung geht es darum, dass die Erkenntnisse zuverlässig bzw. die Problemlösungen fundiert sind. Das Kernelement Implikationen fokussiert je nach Artikeltyp auf die theoretischen Implikationen, also dem Beitrag zum Wissen im Fachgebiet und/oder auf die praktische Nützlichkeit der dargestellten Lösungen.

Tabelle 1: Bedeutung der Kernelemente in Abhängigkeit vom Artikeltyp

Mit Hilfe der Kernelemente können Bewertungskriterien spezifiziert werden. Ein Überarbeitungsbedarf ergibt sich dann, wenn die Kernelemente im Text des zu beurteilenden Artikels unklar oder unzureichend beschrieben sind. Wenn Kernelemente ganz fehlen, sollte der Artikel abgelehnt werden.

3.2. Zu adressierende Aspekte und Ablehnungskriterien für den Artikeltyp Projektbericht beim GMS J Med Educ

Ziel von Projektberichten ist die Darstellung eines Problems in der medizinischen Ausbildung und die Herausarbeitung von (innovativen) Lösungsansätzen. Entsprechend sollten in einem Projektbericht ein allgemein gültiges Problem, mögliche Lösungsansätze sowie das Projekt und dessen Beitrag zur Lösung des Problems dargestellt werden. Dabei müssen Argumentation des Problems, Auswahl der Lösungsansätze, Projektziel und Implementation nachvollziehbar dargestellt sein. Das Manuskript muss überarbeitet werden, wenn eine erkennbare, durchgängige Struktur fehlt bzw. die Inhalte nicht verständlich und nachvollziehbar formuliert sind. Zu adressierende Aspekte sowie die abgeleiteten Ablehnungskriterien finden sich in Tabelle 2 [Tab. 2].

Tabelle 2: Zu adressierende Aspekte und Ablehnungskriterien für den Artikeltyp Projektbericht beim GMS J Med Educ

3.3. Zu adressierende Aspekte und Ablehnungskriterien für den Artikeltyp Gewusst wie beim GMS J Med Educ

Das Ziel von Artikeln des Typs Gewusst wie beim GMS J Med Educ ist die Darstellung praktischer Hinweise bzw. Tipps zu einem Thema oder konzeptionelle Überlegungen zur Aus-, Weiter- und Fortbildung. Auch hier müssen entsprechende Kernelemente adressiert werden. Neben der Begründung der Notwendigkeit des Artikels und der Definition der Zielgruppe sollten die Instruktionen zur Umsetzung des Themas nachvollziehbar, realisierbar und von ähnlichem Abstraktionsniveau sein. Zu adressierende Aspekte und Ablehnungskriterien sind in Tabelle 3 [Tab. 3] aufgeführt.

Tabelle 3: Zu adressierende Aspekte und Ablehnungskriterien für den Artikeltyp Gewusst wie beim GMS J Med Educ

4. Diskussion

Mit Blick auf Erstellung und Begutachtung von Artikeln zur Ausbildungsforschung wurden gemeinsame Kernelemente identifiziert, die je Artikeltyp entsprechend definiert werden müssen. Davon ausgehend wurden für die Artikeltypen Projektbericht und Gewusst wie (von den Autor*innen) zu adressierende Aspekte und (von den Gutachter*innen zu berücksichtigende) Bewertungskriterien konsentiert. Beim Fehlen von Kernelementen kann demnach die Ablehnung eines Manuskripts erfolgen. Überarbeitungsbedarf ist gegeben, wenn zu adressierende Aspekte nicht ausreichend oder nicht gut nachvollziehbar beschrieben werden.

Mit den Formaten Projektbericht und Gewusst wie hat das GMS J Med Educ über die „klassischen“ Formate (v. a. Original- und Übersichtsarbeit) hinausgehend den Kreis der Autor*innen und Leser*innen zu erweitern beabsichtigt. Als offizielles Organ der GMA wird die Zeitschrift damit dem Anspruch gerecht, den Austausch der Mitglieder miteinander, aber auch mit (weltweit) an Ausbildung, Lehre, Lernen und Ausbildungsforschung Interessierten zu fördern und damit einen Beitrag zur Weiterentwicklung dieser Bereiche zu leisten. Nicht zuletzt aufgrund der Funktion der GMA als wissenschaftliche Fachgesellschaft und Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) e. V., müssen auch bei den Artikelformaten Projektbericht und Gewusst wie Qualitätsstandards definiert werden. Zukünftige Autor*innen sollen von der Publikation der Anforderungen und Kriterien profitieren, indem bei deren Beachtung eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für die Annahme eines Manuskripts in einem transparenten und fairen Begutachtungsprozess zu erwarten ist. Ganz pragmatisch sollen die von uns definierten zu adressierenden Aspekte und Ablehnungskriterien durch die Möglichkeit einer strukturierteren Begutachtung auch die ehrenamtlich erbrachte Arbeit der Herausgeber*innen und Gutachter*innen erleichtern. Nicht zuletzt sollen die Leser*innen einen Vorteil haben, da wir mit unserem Vorschlag eine Qualitätssteigerung der Veröffentlichungen im GMS J Med Educ anstreben.

Als Voraussetzung für die „Publikationswürdigkeit“ eines Projekts wurden von verschiedenen Fachzeitschriften Kriterien wie „Füllen einer bedeutenden Lücke“ („fills an important gap“ [7]; „gap in existing practice“ [8]), „Neuheit“ („the idea is new“ [7]; „Innovations that are novel […] will be more successful“ [8]) oder „Originalität“ („originality on display“, [14]) angeführt. Kanter (2008) diskutiert in einem Editorial, dass eine Innovation die kreative Lösung eines Problems sein kann, betont dabei aber, dass dann der Unterschied der Innovation zu bereits vorhandenen oder bekannten Lösungen zu beschreiben ist [15]. Dem entspricht unsere Forderung, den innovativen Charakter eines Projekts in der Einführung in einem Projektbericht zu adressieren. In den Diskussionen der Beteiligten zeigte sich allerdings, dass es eine Herausforderung ist, zu beurteilen ob ein beschriebenes Projekt „ausreichend innovativ“ ist, um die Publikation in einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift wie dem GMS J Med Educ zu rechtfertigen. Bei der Einführung des Artikeltyps Innovations in Medical Education griffen Cook et al. (2010) ebenfalls die Frage nach der Definition „echter Innovation“ auf und kamen zum Schluss, dass dabei neue Ansätze zur Bewältigung von Herausforderungen in Ausbildung und Lehre bestehenden Ansätzen, die auf neue Themen oder neue Lerngruppen angewandt werden, vorzuziehen seien [16]. Durning et al. (2020) definieren die in der gleichnamigen Kategorie von Academic Medicine zu veröffentlichende Innovation Reports als Berichte über neue Ideen, die das Potenzial haben, die Qualität von Bildung und Gesundheitsversorgung zu verbessern, indem sie verbreitete Probleme auf neuartige Weise angehen, wobei der Ansatz z. B. pädagogisch, programmatisch oder methodisch sein könne [3]. Durning et al. weisen darauf hin, dass die Kategorie „bewusst flexibel“ gehalten sei, um ein breites Themenspektrum von Programmbewertungen bis hin zu konzeptionellen Beiträgen abzudecken. Diese Heterogenität erschwert die Bewertung des innovativen Charakters und weist darauf hin, dass hier Einzelfallentscheidungen erforderlich werden. Dem entsprechend kamen die am vorliegenden Artikel Beteiligten zum Schluss, dass für die Begutachtung von Projektberichten mit Blick auf die Innovation keine verallgemeinerbaren Kriterien für eine Ablehnung definiert werden können.

Mit Blick auf den Artikeltyp Gewusst wie ist es unserer Meinung nach wesentlich, dass in den Einreichungen stichhaltig begründet wird, warum die Publikation gerechtfertigt ist, und dass der Inhalt des Manuskripts der Zielgruppe des GMS J Med Educ entspricht. Artikel des Typs Gewusst wie sind als anwendungsorientierte Anleitung gedacht, sodass ein erkennbarer Nutzen für eine praktische Umsetzung als Voraussetzung für die Publikationswürdigkeit erachtet wird. Auch hier müssen wissenschaftliche Standards beachtet und Ansätze oder Vorgehensweisen empirisch oder theoretisch begründet werden. Mit Blick auf mögliche weitere relevante Kontexte ist die Übertragbarkeit des Beschriebenen wichtig, für deren Beurteilung aber wiederum keine verallgemeinerbaren Kriterien definiert werden konnten.

Die hier beschriebenen Ergebnisse sind das Resultat eines Konsensprozesses der Autorinnen und Autoren dieses Artikels. Eine Evidenzbasierung ist bei der Thematik verständlicherweise schwierig. Es fand aber Berücksichtigung, was Expert*innen im Bereich Lehre, Lernen, Ausbildung und Ausbildungsforschung in international renommierten Fachzeitschriften zum Beispiel in Form von Editorials oder Kommentaren zu den diskutierten Formaten und Fragen veröffentlicht haben. Darüber hinaus flossen seitens der Beteiligten Erfahrungen aus unterschiedlichen Fachrichtungen und Professionen ein, was nicht zuletzt der Heterogenität von Publikationen zu Ausbildung, Lehre und Lernen im Kontext der Gesundheitsberufe entspricht. Letztlich müssen sich die definierten Kriterien nun in der Praxis beweisen und sollten diesbezüglich überprüft und evaluiert werden.

ORCIDs der Autor*innen

Danksagung

Wir danken Götz Fabry, Schriftleitung beim GMS J Med Educ, für den wertvollen Input, v. a. in Bezug auf die Kernelemente.

Interessenkonflikt

Die Autor*innen erklären, dass sie keinen Interessenkonflikt im Zusammenhang mit diesem Artikel haben.


Literatur

[1] Beck JB, DeVilbiss MB, Carline JD, McDaniel CE, Durning SJ. Innovation Reports: Successes and Limitations for Promoting Innovation in Medical Education. Acad Med. 2020;95(11):1647-1651. DOI: 10.1097/ACM.0000000000003677
[2] Blanchard RD, Nagler A, Artino AR. Harvest the Low-Hanging Fruit: Strategies for Submitting Educational Innovations for Publication. J Grad Med Educ. 2015;7(3):318-322. DOI: 10.4300/JGME-D-15-00228.1
[3] Durning SJ, O’Brien BC, West CP, Coverdale J, DeVilbiss MB, Roberts LW. Innovation Reports: Guidance From the Editors. Acad Med. 2020;95(11):1623-1625. DOI: 10.1097/ACM.0000000000003667
[4] Academic Medicine. Editorial policy, publication ethics, and complete instructions for authors. Acad Med. 2024 [cited 2024 Apr 12]. Zugänglich unter/available from: https://journals.lww.com/academicmedicine/Pages/InstructionsforAuthors.aspx
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[11] Medical Teacher. Instructions for authors. Med Teach. 2024 [cited 2024 Apr 12]. Zugänglich unter/avaliable from: https://www.tandfonline.com/action/authorSubmission? show=instructions&journalCode=imte20
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[14] Eva KW, Anderson MB. Lessons learned through innovation in medical education. Med Educ. 2011;45(5):434-435. DOI: 10.1111/j.1365-2923.2011.03990.x
[15] Kanter SL. Toward Better Descriptions of Innovations. Acad Med. 2008;83(8):703-704. DOI: 10.1097/ACM.0b013e3181838a2c
[16] Cook DA, Reed DA, Wayne DB, West CP. From the Editors’ Desk: Renewing the Call for Innovations in Medical Education. J Gen Int Med. 2010;25(9):887–888. DOI: 10.1007/s11606-010-1439-1