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GMS Medizin — Bibliothek — Information.__Temp

Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

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Fachbeitrag
Leuchtturmprojekte

Die Toolbox: Das neue Informationskompetenzangebot der Ärztlichen Zentralbibliothek des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf

 Sandra Rümmele 1

1 Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Ärztliche Zentralbibliothek, Hamburg, Deutschland

Zusammenfassung

Um Studierenden das wissenschaftliche Arbeiten zu erleichtern entwickelte die Ärztliche Zentralbibliothek 2017 ein neues Kursangebot zur Informationskompetenz. E-Content ergänzt dabei Präsenzveranstaltungen mit den Inhalten Recherche, Textverarbeitung, Urheberrecht und Promotion.


Schlüsselwörter

Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Ärztliche Zentralbibliothek, ÄZB, Teaching Library, Toolbox, Informationskompetenz, Blended Learning, Leuchtturmprojekt

Bedarfsorientiert: kurz, knackig, informativ – Die Toolbox 60 Min

Ausgangssituation

Die Ärztliche Zentralbibliothek (ÄZB) ist die zentrale Fachbibliothek der medizinischen Fakultät der Universität Hamburg [1] und als solche mit Recherchekursen zu Beginn des Studiums fest ins Curriculum integriert. In diesen Kursen ist aufgefallen, dass es den Studierenden oft an Grundlagenwissen zu gängigen Office- und Textverarbeitungsprogrammen mangelt.

Im Rahmen der AG Informationskompetenz wurde daraufhin ein neues Kurskonzept entwickelt, durch das Studierende die wesentlichen Werkzeuge, die sie für Studienarbeiten, Artikelbeiträge, etc. benötigen, kennenlernen. Seit Mitte 2017 ergänzt diese Toolbox einmal pro Monat bereits bestehende Veranstaltungen zur Informationskompetenz.

Toolbox 60 Min

In der Toolbox-Veranstaltung zum wissenschaftlichen Arbeiten werden jene Basics vermittelt, die immer vorausgesetzt, leicht übersehen und selten wirklich gekonnt werden. Zum Beispiel wird den Studierenden demonstriert, wie sie mit Word automatische Inhaltverzeichnisse erstellen, Seitenzählungen anpassen, wie sie mit Excel Formeln anlegen, die abbildende Tabelle in ein Textdokument einfügen und mit einem Literaturverwaltungsprogramm anschließend mühelos ein formal korrektes Quellenverzeichnis erstellen.

Die Kurse stehen allen Interessierten offen, wobei Medizinstudierende, die sich in der Vorbereitung auf ihre Abschlussarbeit befinden, die Hauptzielgruppe darstellen. Eine vorherige Anmeldung wird nicht verlangt, da die Kurse unabhängig von den räumlichen Gegebenheiten und der Teilnehmeranzahl stattfinden können. Aktuell finden sie, wie die meisten Lehrveranstaltungen der Bibliothek, in dem räumlich angebundenen MediTreFF (Medizinischen Trainingszentrum eigener Fähigkeiten und Fertigkeiten) statt. Frontalunterricht bietet hier die Möglichkeit, in relativ kurzer Zeit viele Informationen zu vermitteln. Ergänzend dazu werden die Teilnehmenden durch regelmäßiges Auffordern aktiviert, Fragen zu stellen, sodass sich ein guter Überblick zum Wissensstand in der Gruppe ergibt.

Die Kurse sind so konzipiert, dass die Teilnehmenden je nach Bedarf die Inhalte des Kurses mitgestalten können – in den angebotenen 60 Min entscheiden sie per Abstimmung (Abbildung 1 [Abb. 1]) welches „Werkzeug“ als nächstes aus dem Werkzeugkasten, unserer Toolbox, geholt wird.

Abbildung 1: Der Präsentation (Prezi) der möglichen Themen und des E-Learning Content durch den Dozierenden folgt die Abstimmung am Flip-Chart. Jeder Teilnehmende darf drei Punkte verteilen.

Die (bisherigen) Tools im Überblick:

  • Recherche Basics (Datenbankübergreifend: Boolesche Operatoren, Phrasensuche, Trunkierung)
  • ÄZB-Specials (VPN, Fernleihe, Literaturbestellung)
  • Urheberrecht (Zitieren und Belegen, Bildzitate, Selbstplagiat)
  • Literaturverwaltung mit Endnote (Campuslizenz, Direktimport, Stile, Literaturverzeichnis)
  • Word (Formatieren, Inhalts- und Abbildungsverzeichnis, Seitenzahlen, Kopf- und Fußzeile)
  • Excel (Formeln eintragen, Zellen formatieren, Grafiken anlegen und exportieren)
  • Extra Promotion (Gliederung, Lebenslauf, Promotionsverfahren am UKE, E-Learning-Kurse)

Der Kurs wurde nach dem Blended Learning-Konzept entwickelt, die kompakte Präsenzveranstaltung wird also mit E-Learning Content ergänzt. Alle Studierenden können auf hinterlegte Module und Übungen zugreifen oder Best-Practice-Beispiele ansehen, selbstständig lernen, üben und ihr Wissen vertiefen wann und wo sie es brauchen (Abbildung 2 [Abb. 2]).

Abbildung 2: Im Moodle-Kurs „ÄZB Toolbox: Wissenschaftliches Arbeiten“ stehen ausführliche Dokumente zu den Kursinhalten und weiterführende Materialien zur Verfügung

E-Learning Content

Neben relevanten Links, weiterführender Literatur und einigen am UKE entstandenen inhaltlich und formal beispielhaften Doktorarbeiten, enthält der verwendete E-Learning-Kurs eine von der ÄZB erstellte Facharbeit. Diese beinhaltet, ähnlich einem Handbuch oder Nachschlagewerk, die Benutzungshinweise und Anleitungen für eben die Werkzeuge, die in der Toolbox vorhanden sind (Abbildung 3 [Abb. 3]). Begleitend stehen die Dozentinnen und Dozenten den Studierenden im Forum und in der Bibliothek vor Ort als Ansprechpartner zur Verfügung.

Abbildung 3: Im Handbuch werden alle Inhalte die in der Präsenzveranstaltung zur Wahl stehen ausführlich beschrieben. Die Teilnehmenden wissen das und können sich daher während der Veranstaltung ganz auf Inhalte konzentrieren und haben Zeit für Fragen.

Sichtbarkeit und Resümee

Die ÄZB lädt mit Postern und Flyern an zentralen Stellen auf dem Campus und in Partnerinstituten zur Veranstaltung ein. Außerdem wird das Angebot auf der Homepage der Bibliothek (Abbildung 4 [Abb. 4]) und über Newsletter beworben. Auch während des Auskunftsdienstes wird von den Bibliotheksmitarbeiterinnen und -mitarbeitern darauf aufmerksam gemacht. Im Dekanat ist das Konzept bereits bei der Planung sehr gut aufgenommen worden und der E-Learning-Kurs ist mit anderen Kursen verlinkt.

Abbildung 4: Auf der Homepage können Termine und Inhalte schon vorab eingesehen werden.

Die zurzeit einmal pro Monat stattfindenden Veranstaltungen sind gut besucht und das Feedback der Studierenden ist sehr positiv. Es wird insbesondere die offene Atmosphäre gelobt und die Möglichkeit, „einfach mal zu fragen, auch Sachen, von denen man sonst nicht weiß, wo man sie fragen soll.“

Kritische Stimmen wünschen sich mehr Zeit, um alle Themen anzusprechen bzw. das Versprechen, dass Inhalte, die nicht drangekommen sind, dann aber bei der nächsten Veranstaltung behandelt werden. Da dies nicht sicher zugesagt werden kann, werden solche „dringlichen Wünsche“ meistens stattdessen in der Dienstzeit im Auskunftsservice erfüllt.

Die beliebtesten Tools in der Toolbox sind das Urheberrecht, Literaturbeschaffung, die Informationen zur Promotion und Word. Das laut Abstimmung am wenigsten interessante Tool ist Excel.

Persönliches Fazit: Bis jetzt hat niemand den Kurs verlassen, ohne etwas Neues gelernt zu haben, und das ist ein ziemlich gutes Gefühl.

Anmerkung

Interessenkonflikte

Die Autorin erklärt, dass sie keine Interessenkonflikte in Zusammenhang mit diesem Artikel hat.


Literatur

[1] Kintzel M, Petterson S. Die Ärztliche Zentralbibliothek des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf. GMS Med Bibl Inf. 2009;9(2-3):Doc32. DOI: 10.3205/mbi000160