[Arranging practicals for large classes efficiently ]
Wolfgang ?chsner 1Ulrich Fassnacht 2
1 Universit?tsklinik Ulm, Abteilung Kardioan?sthesiologie, Ulm, Deutschland
2 Universit?t Ulm, Abteilung Anatomie und Zellbiologie, Ulm, Deutschland
Abstract
Practicals with a high number of participating students represent a current format in medical education. They play an important role as a bridge between acquired knowledge and practical skills. For medical teachers this means an enormous challenge in terms of organization, logistics and didactics, and there is little help to be found in literature. Because of a specific demand from our Medical Faculty we developed a new 1-day workshop entitled "Arranging practicals for large classes efficiently". It is based upon 5 modules:
1. Organizational and structural models
2. Formulating goals and objectives
3. Didactics of practicals for large classes
4. Learning styles
5. Motivating the students.
The workshop was performed with 11 participants for the first time in March 2005. Because of the positive feedback we will offer it regularly in the future.
Keywords
Medical education, didactics, teacher training, practicals, large classes
Einleitung
Unser Ausgangspunkt war die Nachfrage aus der Medizinischen Fakult?t Ulm nach einem Trainingsangebot f?r Lehrende, die in Praktika f?r gro?e Studierendenzahlen (n > 100) involviert sind.
Die Herausforderung f?r die Lehrenden bei der inhaltlichen und organisatorischen Gestaltung und bei der Durchf?hrung dieser Gro?praktika wurde als enorm erlebt. Insbesondere wurden folgende Punkte von der Zielgruppe als problematisch empfunden:
• Welche Lernziele strebe ich im Gro?praktikum an?
• Welche r?umlichen, didaktischen, kommunikativen Konzepte gibt es? Wie halte ich die Studierenden bei der Stange?
Eine solche Trainingsm?glichkeit stand der Fakult?t bislang nicht zur Verf?gung, und auch in der medizindidaktischen Literatur wird auf Praktika mit gro?en Gruppen nur sporadisch eingegangen [3], [4], [7], [13], [16], [21].
Projektbeschreibung
1. Konzeptentwicklung
F?r den Workshop "Gro?praktika effizient gestalten - St?rken der Veranstaltungsform nutzen, Schw?chen kompensieren" erfolgte zun?chst eine Abstimmung der Ziele und Inhalte zwischen den Moderatoren und Vertretern der Zielgruppe. Ergebnis war ein Konzept aus 5 "Modulen" (siehe Tabelle 1 [Tab. 1]). Alle 5 Module werden auch in der Literatur als wichtige Items gerankt [17]. Die Gesamtstundenzahl wurde auf 9 UE konzipiert.
2. Durchf?hrung
Der Workshop fand im M?rz 2005 erstmalig mit 11 Teilnehmern aus 5 unterschiedlichen Fachbereichen statt. 5 Teilnehmer waren habilitiert. Moderatoren waren die beiden Autoren.
2.1. Aktuelle Organisations- und Strukturmodelle
Hier sollten organisatorische und strukturelle Fragen der jeweiligen Lehr- und Lernumgebung mit Hilfe mitgebrachter Eckdaten (siehe Tabelle 2 [Tab. 2]) beantwortet werden.
Die Teilnehmer entwarfen und pr?sentierten Poster zur entsprechenden Darstellung ihres Gro?praktikums. Insbesondere wurden St?rken und Schw?chen bzw. Vorteile und Nachteile erl?utert. So entstand ein ?berblick ?ber einige der ?blichen Modelle f?r Gro?praktika und der damit gemachten Erfahrungen.
2.2. Professionelle Formulierung von Lernzielen f?r das Gro?praktikum
Aufgrund ihrer Pr?gnanz w?hlten wir die SMART-Kriterien (siehe Tabelle 3 [Tab. 3]) als Matrix zur Lernzielformulierung [18]. Vor allem das Kriterium "measurable" wurde trainiert, da hier noch deutliche Unsicherheiten bestanden. Die zentrale Bedeutung der Auswahl geeigneter Verben (z.B. "demonstrieren" statt "kennen", "darlegen" statt "wissen") wurde transparent gemacht [11]. Auch im Peer-Review-Prozess erwies sich die SMART-Matrix als praktikable Arbeitsgrundlage.
In manchen Arbeitsgruppen wurde deutlich, dass eine klare Formulierung und Kategorisierung der angestrebten Lernziele (knowledge - skills - attitudes; Reproduktion - Interpretation - Probleml?sung) zur Infragestellung mancher praktischer Aufgaben f?hren kann.
2.3. Didaktik im Gro?praktikum als "best-of-both"-Modell
Praktisch alle in Ulm g?ngigen Gro?praktika verf?gen ?ber Plenaranteile und Anteile von Arbeit in Gruppen; in diesem Sinn haben wir Gro?praktika als "Hybridformat" aus Vorlesung und Kleingruppenpraktikum definiert. Um tats?chlich beide Formate optimal zu nutzen, haben wir eine "best of both"-Strategie vermittelt (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]). Wesentlich ist, dass jedes der verwendeten Veranstaltungsformate ganz bewusst so eingesetzt wird, dass es in optimaler Weise seine spezifischen St?rken ausspielen kann und so zum Lernerfolg beitr?gt ([1], [20], [23]). Die Rollen der Lehrenden k?nnen innerhalb der Lehrformate betr?chtlich variieren [8].
Das Zusammenspiel von Plenum und Arbeit in der Gruppe kann zeitlich und r?umlich kontinuierlich oder diskontinuierlich stattfinden. Auch f?r das quantitative Verh?ltnis von "Plenumsarbeit" zu "Arbeit in Gruppen" gibt es keine festen Regeln, wenngleich die Praxisanteile nat?rlich dominieren sollten.
Die Teilnehmer entwickelten Strategien, um das "best-of-both"-Modell f?r ihre konkreten Lernziele zu nutzen. Beispielhaft wurden einzelne Umsetzungsstrategien im Plenum pr?sentiert und diskutiert.
2.4. Lernstile der Studierenden
Exemplarisch wurde zun?chst verdeutlicht, dass es differente Herangehensweisen an Lernsituationen gibt. Insbesondere das Lernstil-Modell nach Kolb ([9], [12], [19]) wurde als n?tzliches Modell eingef?hrt. F?r jeden Lernstil (Diverging - Assimilating - Converging - Accommodating) w?hlten die Teilnehmer anhand konkreter Aufgaben passende Lehrmethoden, die f?r die Anwendung im Gro?praktikum geeignet sind.
2.5. Motivierung der Studierenden
Im Rahmen einer Gruppenarbeit wurden 4 Motivierungsebenen in Form einer Motivierungspyramide ([5], [15], [19]) vorgelegt. Die Teilnehmer hatten die Aufgabe, f?r jede Ebene (siehe Abbildung 2 [Abb. 2]) Situationen aus ihren Praktika auszuw?hlen, deren "Bew?ltigung" sich motivationssteigernd oder -hemmmend auswirken kann. Diese Strategien wurden ansatzweise auch auf die Praktikumsbetreuer (Tutoren, wissenschaftliche Hilfskr?fte) ?bertragen.
Evaluation des Workshops
Wir verwendeten den Standard-Evaluationsbogen der Arbeitsstelle Hochschuldidaktik in Ulm. Der schriftliche Evaluationsbogen wurde von 8 Teilnehmern ausgef?llt. Die Bewertung erfolgte anhand von Schulnoten (1=sehr gut, 6=ungen?gend) bzw. als Freitextangabe (siehe Tabellen 4, 5 [Tab. 4] [Tab. 5]).
Diskussion und Ausblick
Da Praktika mit gro?en Studierendenzahlen in der Medizin durchaus noch ?blich sind, andererseits dazu wenig spezifische Weiterbildungsliteratur zur Verf?gung steht, erscheint die Neukonzeption eines Workshops zum Thema "Gro?praktika" lohnend - auch unter dem Blickwinkel des "faculty development" ([2], [6], [10]).
Die guten bis sehr guten Evaluationsergebnisse haben uns ermuntert, den Workshop in seiner grunds?tzlichen Konzeption beizubehalten und regelm??ig anzubieten. Die kritische Selbstreflexion der Teilnehmer bez?glich eigener Praktikumsinhalte entspricht der aktuellen Diskussion in der Literatur ([14], [16]). Dies wird von den Autoren als positiv gewertet. W?nschenswert aus Teilnehmersicht w?re die Aufnahme eines Moduls "Betreuerschulung" (Tutoren, Hilfskr?fte) und aus Moderatorensicht die Hinzunahme eines Moduls "Pr?fungen" (praxisorientierte Pr?fungsverfahren). Im Zuge limitierter Zeitressourcen der potentiellen Zielgruppen mu? allerdings zwischen W?nschenswertem und Praktikablem abgewogen werden.
Da m?glicherweise ein interdisziplin?rer Austausch innerhalb des Workshops neue Erfahrungshorizonte er?ffnet, werden wir den Workshop auch f?r Naturwissenschaftler au?erhalb der Medizin ?ffnen.
Literatur
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[4] Dirks B, Keller A, ?chsner W, J?ger G, Wei?er FO, Georgieff M. Der Ulmer Notfallparcours - Teil 2: Realisation und Akzeptanz des Praktikums. Notfallmedizin. An?sthesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther. 1996;31:222-227.
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