Das Konzept der Kompetenzzentren f?r die medizinische Lehre in Baden-W?rttemberg
Manfred Hilzenbecher 11 Ministerium f?r Wissenschaft, Forschung und Kunst, Stuttgart, Deutschland
Einleitung
Das Kompetenzzentrum "E-Learning in der Medizin" im Verbund der baden-w?rttembergischen Kompetenzzentren f?r die medizinische Lehre
Mit der Gr?ndung des Kompetenzzentrums "E-Learning in der Medizin" verfolgt die Medizinische Fakult?t Ulm ein gro?es Ziel: Sie will die vorliegenden Erfahrungen in dem bislang sehr diffusen und intransparenten Bereich der computergest?tzten Lern- und Pr?fungssysteme f?r die medizinische Ausbildung b?ndeln und darauf aufbauend eine E-Learning-Strategie f?r alle Medizinischen Fakult?ten in Baden-W?rttemberg entwickeln. Die Qualit?t der Lehre und die Nutzerfreundlichkeit f?r die Studierenden sollen damit nachhaltig verbessert werden.
Die Ulmer Initiative findet die volle Unterst?tzung des Ministeriums f?r Wissenschaft, Forschung und Kunst, denn dem Land ist nicht nur an herausragenden Forschungsleistungen seiner Medizinischen Fakult?ten gelegen, sondern ebenso an einer hoch qualifizierten Lehre mit modernen Lehr- und Lernformen. Genau dies war auch der Grund daf?r, dass in Baden-W?rttemberg seit einigen Jahren neben den Forschungsleistungen auch die Lehre in die leistungsorientierte Mittelverteilung des Landes einbezogen wird. Da geplant ist, hierbei mittelfristig eine Gleichgewichtung der Bereiche Forschung und Lehre zu erreichen, besteht auch unter finanziellen Gesichtspunkten f?r die Fakult?ten hinreichend Anlass, ihre Bem?hungen zur F?rderung der Lehre weiter zu intensivieren.
Bei diesen Bem?hungen kommt standort?bergreifenden Kooperationen eine wichtige und zunehmende Bedeutung zu. Die Medizinischen Fakult?ten in Baden-W?rttemberg sollen sich zwar durchaus als Wettbewerber, aber keineswegs als Widersacher verstehen, die sich m?glicherweise in ihrer t?glichen Arbeit voreinander abschotten und damit die Entstehung von Synergieeffekten verhindern. Deshalb soll die standort?bergreifende Zusammenarbeit in der Lehre wie auch in der Forschung k?nftig deutlich st?rker gef?rdert werden.
Die Einbeziehung der Lehre in die leistungsorientierte Mittelverteilung des Landes wurde auch vom Wissenschaftsrat, der vor zwei Jahren alle Medizinischen Fakult?ten in Baden-W?rttemberg evaluiert hat, besonders gew?rdigt. Ausdr?cklich begr??t wurde dabei die "F?rderung standort?bergreifender und thematisch auf die Lehre fokussierter Kompetenzzentren"[1] . Diese Zentren werden jetzt durch das Ulmer Zentrum um einen markanten Baustein erweitert.
Vorreiter bei der Etablierung der Kompetenzzentren f?r die medizinische Lehre in Baden-W?rttemberg war die Medizinische Fakult?t T?bingen, die bereits im Jahr 2001 das "Kompetenzzentrum Hochschuldidaktik in Medizin" eingerichtet hat. Hier wird den Lehrenden die M?glichkeit gegeben, eine fachdidaktische Qualifikation mit einem ?berregional anerkannten Zertifikat des Landes zu erwerben. Dazu wurde ein betont praxisnah ausgerichtetes Trainingsprogramm entwickelt, das sich eng an den Bed?rfnissen der Teilnehmer orientiert.
In Freiburg wurde im Jahr 2003 das "Kompetenzzentrum f?r Lehrevaluation in der Medizin" er?ffnet, dass die Effektivit?t und die Qualit?t des Lehrbetriebs detailliert untersuchen und grunds?tzliche Fragen zur Evaluation in der medizinischen Lehre analysieren soll. Eine wichtige Aufgabe des Freiburger Zentrums ist die Konzeption eines Erhebungsbogens zur studentischen Lehrevaluation und dessen standortspezifische Auswertung und Aufbereitung. Im Zuge dessen erfolgt einmal pro Jahr an allen Medizinischen Fakult?ten in Baden-W?rttemberg f?r jeweils festgelegte Semesterkohorten und Studienf?cher eine Bewertung der Lehrveranstaltungen durch die Studierenden.
In Heidelberg hat im Jahr 2004 das "Kompetenzzentrum Pr?fungen in der Medizin" seine Arbeit aufgenommen. Dieses Zentrum zielt darauf ab, die Medizinischen Fakult?ten des Landes bei der Umsetzung der nach der neuen Approbationsordnung erforderlich werdenden zus?tzlichen schriftlichen und m?ndlich-praktischen universit?ren Pr?fungen zu unterst?tzen und einheitliche Pr?fungsstandards zu entwickeln. Da die Konzeption solcher Pr?fungen einen hohen Kostenaufwand verursacht, k?nnen auf diese Weise Kompetenzen geb?ndelt und erhebliche Ressourceneinsparungen realisiert werden.
Mit der Gr?ndung des Kompetenzzentrums "E-Learning in der Medizin" in Ulm konnte das Ziel, in Baden-W?rttemberg ein Netzwerk aller Medizinischen Fakult?ten f?r zentrale Aufgaben in der Lehre zu etablieren, fast zum Abschluss gebracht werden. Als weiterer Baustein wird in der zweiten Jahresh?lfte 2005 an der Fakult?t f?r Klinische Medizin Mannheim ein "Kompetenzzentrum Praktisches Jahr" eingerichtet. Mit diesem Projekt wird beabsichtigt, verbindliche und abgestimmte Lernziele und Lehrveranstaltungen f?r das Praktische Jahr festzulegen. Hier wird dem Tatbestand Rechnung getragen, dass mit der neuen Approbationsordnung das zweite Staatsexamen erst nach dem Praktischen Jahr abzulegen ist und dieser Studienabschnitt k?nftig eine v?llig neue Bedeutung erh?lt.
Damit w?re das Netzwerk f?r die medizinische Lehre in Baden-W?rttemberg geschlossen. Die Kompetenzzentren werden k?nftig f?r alle Medizinischen Fakult?ten des Landes wichtige Dienste erbringen, wodurch un?konomische Doppelarbeiten vermieden, spezifische Kompetenzen genutzt und gezielt weiter ausgebaut werden k?nnen. Gerade vor dem Hintergrund der neuen Approbationsordnung ist dies von nicht zu untersch?tzender Bedeutung f?r die Stellung der Fakult?ten in dem an Dynamik gewinnenden Wettbewerb um die besten Studierenden.
Ausblick
Dem Ministerium f?r Wissenschaft, Forschung und Kunst ist sehr viel daran gelegen, dass das gemeinsame Wirken der Kompetenzzentren f?r die medizinische Lehre noch enger wird. Deshalb wurde zwischenzeitlich mit jeder Medizinischen Fakult?t eine Zielvereinbarung abgeschlossen, in der die Verpflichtung, mit den an den anderen Standorten eingerichteten Kompetenzzentren zusammenzuarbeiten, ein zentrales Element bildet. So findet sich in allen f?r das laufende Jahr unterzeichneten Zielvereinbarungen folgender Passus:
"Mit dem an der Medizinischen Fakult?t ... eingerichteten ‚Kompetenzzentrum f?r …' erfolgt eine kooperative Zusammenarbeit."
Das Ministerium wird sorgsam dar?ber wachen, dass diese Absprache eingehalten wird. Dar?ber hinaus wurde mit jeder Fakult?t vereinbart, dass die Ausstattung und die Fortf?hrung des bei ihr angesiedelten Kompetenzzentrums nach Auslaufen der Landesf?rderung sichergestellt werden.
Von daher kann davon ausgegangen werden, dass die Rahmenbedingungen f?r ein erfolgreiches Arbeiten der Kompetenzzentren f?r die medizinische Lehre vorliegen. Gleichwohl besteht kein Grund, sich mit dem bislang Erreichten zufrieden zu geben. Vielmehr sollte stets aufs Neue nach methodischen Verbesserungen und Ans?tzen zur Effizienzsteigerung gesucht werden.
So b?te es sich an, f?r alle Kompetenzzentren des Landes so etwas wie einen "Dachverband" oder einen "Lenkungsausschuss" einzurichten, in dem die Studiendekane und die Leiter der Zentren regelm??ig zusammenkommen und ihre Strategien abstimmen. Die standort?bergreifende Kooperation k?nnte auf diese Weise zweifellos noch st?rker manifestiert werden. Dazu geh?rt auch die Schaffung eines gemeinsamem "Logo" f?r alle baden-w?rttembergischen Zentren, womit ihre Sichtbarkeit auch ?ber die Grenzen des Landes hinaus gef?rdert werden k?nnte.
Schlie?lich erscheint es durchaus m?glich, dass die von den baden-w?rttembergischen Kompetenzzentren f?r die medizinische Lehre angebotenen Dienstleistungen auch von Fakult?ten anderer Bundesl?nder nachgefragt und gegen eine angemessene Verg?tung honoriert werden. Vielleicht gelingt es auf diese Weise, dass sich die Kompetenzzentren langfristig finanziell selber tragen oder f?r ihre Fakult?t sogar einen finanziellen Gewinn abwerfen - einen ideellen Gewinn erwirtschaften sie bereits jetzt.