[Improved acceptance of electronic media to support the introductory remarks in the anatomical dissection course]
Carsten Kruschinski 1Michael Stephan 2
Stephan von H?rsten 3
1 Medizinische Hochschule Hannover, Abteilung Funktionelle und Angewandte Anatomie und Abteilung Allgemeinmedizin, Hannover, Deutschland
2 Medizinische Hochschule Hannover, Abteilung Funktionelle und Angewandte Anatomie, Hannover, Deutschland
3 Medizinische Hochschule Hannover, Abteilung Funktionelle und Angewandte Anatomie, Hannover und Friedrich-Alexander-Universit?t Erlangen-N?rnberg, Abteilung Experimentelle Therapie, Erlangen, Deutschland
Abstract
The anatomical dissection course takes place in the first year of preclinical training at the Medical School of Hannover. In two consecutive years, one out of eight groups (each about 40 students) received an intensified introduction supported by electronic slides and videos at the beginning of each day of dissection. In both years, the new introduction was evaluated. In the second year, modifications resulting from the first evaluation were incorporated. In both years, the students rated the new approach very positively. These results are discussed in respect to educating future medical doctors and to being well prepared for the preclinical exams.
Keywords
Dissection course, Electronic media, Evaluation
Einleitung
In der makroskopischen Anatomie (Pr?parierkurs f?r Mediziner) sind Unterschiede im Lehrkonzept der medizinischen Fakult?ten in Deutschland bekannt. Das zeigt sich sowohl am unterschiedlichen Umfang, der Gruppengr??e pro Leiche, an der Durchf?hrung in unterschiedlichen Semestern als auch in der Verteilung der Gesamtkursstunden auf einen unterschiedlich langen Zeitraum. Zun?chst sei kurz das Kurskonzept in Hannover erl?utert [1], [2], [3], um dann auf die Inhalte einer nun erstmals durchgef?hrten, intensivierten Kurzeinf?hrung unter Nutzung elektronischer Medien innerhalb des Pr?pariersaales ?berzuleiten.
Fallbeschreibung
In Hannover wurden nur zum Winterhalbjahr etwa 360 Studierende f?r den Studiengang Humanmedizin immatrikuliert. Der Pr?parierkurs (ohne Neuroanatomie) fand im Regelstudiengang in den ersten beiden Semestern an 26 Kurstagen statt (14 Tage im Winter- und 12 Tage im Sommersemester), d.h. die einzelnen Gruppen von 5-6 Studierenden pr?parieren einmal pro Woche am Nachmittag mit Hilfe von studentischen Hilfskr?ften (Tutoren) nach und nach gemeinsam die Regionen der gesamten makroskopischen Anatomie des Menschen. In der jeweils vorangehenden Woche werden die korrespondierenden Wissensinhalte des Kurstages der n?chsten Woche in der Vorlesung dargelegt. In der Woche nach dem Pr?pariertag wird im Rahmen einer Einf?hrung in die klinische Medizin die anatomische Region nochmals behandelt, indem zwei Kliniker Beispiele zu deren Anwendung z.T. mit Vorstellung von Patienten geben und indem die Studierenden sich im Seminar “Anatomie am Lebenden“ gegenseitig untersuchen und damit klinisch besonders relevante Themen auch praktisch vertiefen.
Am Beginn jedes Kurstages wird vom Dozenten eine kurze m?ndliche Einf?hrung in das Pr?parierprogramm des Tages gegeben. Wissensinhalte bez?glich der anatomischen Region und praktischen Vorgehensweise der Pr?paration sollen von den Studierenden zus?tzlich basierend auf einem Skript vorbereitet werden. Immer am Ende eines Kurstages -nach Fertigstellung des Pr?parates- wird eine Erfolgskontrolle in Form einer m?ndlichen Befragung jedes Studierenden durchgef?hrt. Diese Beschreibung verdeutlicht das integrative, auf Wiederholung angelegte Konzept in Hannover aus zeitlich abgestimmter Vorlesung, Kurs, klinischen Einf?hrungen und thematisch angeglichenem Seminar [4]. Es ist bisher retrospektiv sehr positiv bewertet worden [5].
Die m?ndliche Einf?hrung am Beginn des Kurstages wurde in einem - dem von jeweils zwei der Autoren geleiteten Kurs (1. Jahr SvH und CK, 2. Jahr SvH und MS) - der insgesamt acht Kurse ver?ndert. Sie wurde auf der Basis beamerprojizierter und teilweise animierter Diapr?sentationen und Videofilmsequenzen durchgef?hrt. Dadurch konnte verschiedenartiges Bildmaterial aus Lehrb?chern, Anatomieatlanten und Lehrfilmen im Pr?pariersaal gro?formatig allen Studierenden am Beginn des Kurses pr?sentiert und nochmals Wissensinhalte und praktische Vorgehensweise mit dessen Hilfe erl?utert werden. Durch die zeitliche N?he zur gleich danach erfolgenden Pr?paration sollte erreicht werden, dass insbesondere topographische Besonderheiten unmittelbar vor Augen gef?hrt werden. Beispielsweise verlaufen A. und V. mesenterica superior dorsal vom Pancreas und anschlie?end ventral ?ber das aufsteigende Duodenum hinweg. Beim N. radialis kann auf die wichtigen anatomischen Landmarken im Sulcus nervi radialis und im M. supinator hingewiesen werden, so dass sein Verlauf den Studierenden bei der Einf?hrung erneut direkt vor Augen gef?hrt wird.
Nach vollst?ndig beendetem Pr?parierkurs erhielten die Studierenden am Ende des 2. Semesters einen Fragebogen, in dem sie sich anonym ?ber den didaktischen Nutzen einer Integration von Bildmaterial in den Ablauf des Pr?parierkurses ?u?ern konnten. Es wurden ebenfalls die studentischen Hilfskr?fte befragt, weil diese aus ihrem eigenen Pr?parierkurs ohne spezielle Kurseinf?hrung eine Vergleichsm?glichkeit hatten. Im darauf folgenden Jahr wurden die Ergebnisse aus der Befragung des ersten Jahres umgesetzt und die nochmals leicht modifizierte Einf?hrung erneut in einem der acht Kurse durchgef?hrt. Dazu wurden vermehrt Filmsequenzen und R?ntgenbilder eingebaut und die Einf?hrung um themenbezogene Multiple Choice Fragen aus den vorangegangenen ?rztlichen Vorpr?fungen (Physikum) erweitert. Au?erdem wurde die im ersten Jahr etwa 15 Minuten dauernde Einf?hrung aufgrund der Ergebnisse der ersten Befragung im zweiten Jahr um 2-3 Minuten gek?rzt.
Ergebnisse
Im ersten Jahr haben sich 39 der 43 Studierenden des Kurses mit der neuen Einf?hrung und alle 7 Tutoren an der Umfrage beteiligt. Insgesamt wurde die neuartige Pr?sentation im Pr?pariersaal sehr positiv aufgenommen (30 [5 Tutoren] "sehr sinvoll", 9 [2] "sinnvoll", 0 [0] "nicht notwendig"). Sie wurde als lehrreich f?r das pr?paratorische Vorgehen und mehr noch f?r die Wiederholung des Lernstoffes angesehen (siehe Tabelle 1 [Tab. 1]). In Zukunft sollte sie die Pr?paration tendenziell mehr in den Vordergrund stellen (siehe Tabelle 1 [Tab. 1]). Ein Vortrag des Dozenten von ungef?hr 15 Minuten wurde von 36 Studierenden als ausreichend lang bewertet, von 3 Studierenden als zu lang (Tutoren: 6 bzw. 1). Die Studierenden gaben an, die neue Einf?hrung habe keine Auswirkungen auf die Kursvorbereitung gehabt; nur zwei haben sich deshalb intensiver, einer weniger intensiv auf Kurs und Testat vorbereitet. Auch die Bedeutung des kursbegleitenden Skriptes hat sich nicht ver?ndert. Fast alle empfahlen f?r die Zukunft die Beibehaltung einer elektronischen Pr?sentation f?r die k?nftigen Jahrg?nge. Einige w?nschten sich eine noch st?rkere Integration von Filmen (n=8 Studierende) oder auch R?ntgenbildern, Modellen oder die Verwendung einer Schauleiche (je n=1 bis 2 Studierende).
Im zweiten Jahr beteiligten sich 39 Studierende und 12 Tutoren an der leicht modifizierten Umfrage, was einem R?cklauf von 100% entsprach. In der neu aufgenommenen Bewertung nach einer Likert-Skala (0 bis 10) wurde die Einleitung von den Studierenden mit durchschnittlich 9,7 Punkten bewertet (Tutoren 9,8). Die Ergebnisse des ersten Jahres zum Lerneffekt bzw. k?nftigen Schwerpunkt bez?glich pr?paratorischem Vorgehen und Wiederholung des Lehrstoffes wurden best?tigt (siehe Tabelle 1 [Tab. 1]). Zus?tzlich wurden die im zweiten Jahr neu aufgenommenen Multiple Choice Fragen vom ?berwiegenden Teil der Studierenden als sehr sinnvoll bewertet (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]). Alle Studierenden und alle Tutoren empfahlen die Beibehaltung dieser elektronischen Pr?sentationen. Der Wunsch nach zus?tzlichem Material wurde nicht mehr ge?u?ert.
Schlussfolgerungen
Die Einf?hrung in einen Pr?pariertag basierend auf elektronischen Medien innerhalb des Pr?pariersaales direkt vor den praktischen ?bungen ist im Wesentlichen f?r zwei Aspekte sinnvoll: effizientere praktische Vorgehensweise und erneute Wiederholung des Lernstoffes. Neben Vorlesung und Selbststudium wird somit als weiteres Element die Wiederholung vor der Pr?paration eingef?hrt. Durch gro?formatige visuelle Verdeutlichung wird eine M?glichkeit geschaffen, den Transfer vom Lernen in der Vorlesung und aus dem Lehrbuch zur praktischen Anwendung an der Leiche zu erleichtern. Wenn ein darzustellender Muskel oder etwa eine Leitungsbahn nochmals im topografischen Zusammenhang eines Atlasbildes pr?sentiert wird, kann Wichtiges besser von weniger Wichtigem unterschieden werden und zu erwartende Schwierigkeiten einer Region k?nnen anhand des Bildes demonstriert werden. Die Orientierung im Pr?parat f?llt leichter, wenn man das Schema dazu kurz zuvor noch einmal gesehen hat. Dies kann durch eine rein m?ndliche Ansprache nicht im selben Umfang erreicht werden, denn dabei k?nnen die Begriffe in zu pr?parierender Reihenfolge lediglich aufgez?hlt werden, ohne ein klares Bild der Region zu erzeugen.
Theoretisch ist dazu auch die Verwendung von klassischen Diapositiven oder Lehrtafeln denkbar. Von den Studierenden wurde jedoch die regelm??ige Verwendung von elektronischen Dia-/Filmpr?sentationen ausdr?cklich gew?nscht, da diese die Verkn?pfung verschiedenartiger Bildmaterialien mit der Anwendung didaktisch-verdeutlichender Werkzeuge in besonderem Ma?e erm?glicht. Nicht zuletzt die Anwendung solcher Elemente hat die Aufmerksamkeit und das Interesse der Studierenden an der neuartigen Kurseinf?hrung weiter aufrechterhalten. Festzuhalten bleibt, dass Wiederholung und Anwendung eine wichtige didaktische Rolle f?r die Vermittlung eines dauerhaften Wissens im Studium (?rztliche Vorpr?fung und als Vorbereitung auf die Klinik) und lebenslang auch f?r Transferleistungen in der Situation als Arzt spielen. Dazu k?nnen animierte Vortr?ge wie zum Beispiel die ?berleitung von Theorie (Vorlesung) zu Praxis (Pr?parierkurs) mittels geeigneten Bildmaterials eine wichtige Br?cke bilden, nicht zuletzt weil sie dem Wunsch der heutigen Generation von Studierenden nach modernen Unterrichtselementen entgegenkommen.
Die makroskopische Anatomie (Pr?parierkurs) wird am Beginn ?rztlicher T?tigkeit [6], aber auch nach mehrj?hriger klinischer Erfahrung [7] als besonders relevant im Vergleich zu anderen Pflichtkursen wie Physik und Chemie bezeichnet. Die Einbeziehung von Kurzvortr?gen mit elektronischen Medien am Beginn eines Kurstages wurde in der vorgelegten Fallstudie insgesamt positiv bewertet. Auch studentische Hilfskr?fte mit teilweise schon mehrj?hriger Erfahrung im Pr?parierkurs empfanden die Einf?hrung ?berwiegend noch als lehrreich. Sie k?nnte einen Beitrag leisten, die positive Einordnung des Faches Anatomie weiter zu st?rken und auch f?r andere F?cher mit starkem Praxisbezug als Modell dienen.
Literatur
[1] Pabst R, Westermann J, Lippert H. Integration of clinical problems in teaching gross anatomy: living anatomy, X-ray anatomy, patient presentations, and films depicting clinical problems. Anat Rec. 1986;215(1):92-94.[2] Pabst R. Gross anatomy: an outdated subject or an essential part of a modern medical curriculum? Results of a questionnaire circulated to final-year medical students. Anat Rec. 1993;237(3):431-433.
[3] Pabst R, Nave H, Rothk?tter HJ, Tschernig T. Evaluation of the medical curriculum: why, when, by whom and for whom should questionnaires be used. Eur J Morphol. 2001;39(4):237-239.
[4] Pabst R. Medical education and reform initiatives in Germany. Acad Med. 1995;70(11):1006-1011.
[5] Pabst R, Rothk?tter HJ. Retrospective evaluation of a medical curriculum by final year students. Med Teach. 1996;18:288-293.
[6] Pabst R, Rothk?tter,HJ. Retrospective evaluation of undergraduate medical education by doctors at the end of their residency time in hospitals. Consequences for the anatomical curriculum. Anat Rec. 1997;249(4):431-434.
[7] Hofer M, Jansen M, Soboll S. Verbesserungspotenzial des Medizinstudiums aus retrospektiver Sicht von Facharztpr?flingen. Dtsch Med Wochenschr. 2006;131:373-378.