Gute Lehre, schlechte Lehre - was ist besser f?r eine Elite-Universit?t?
Eckhart G. Hahn 11 GMS Zeitschrift f?r Medizinische Ausbildung, Gesellschaft f?r Medizinische Ausbildung, Erlangen, Deutschland
Leitartikel/Editorial
„Brutal war das letzte Semester f?r die Hochschulleitung“, st?hnte der Prorektor der Friedrich-Alexander-Universit?t Erlangen-N?rnberg, Prof. Harald Meerkamm. Die Exzellenz-Initiative des Bundes trieb alle zu H?chstleistungen. Den beteiligten Wissenschaftlern „bleibe kaum mehr Luft zu ihrer eigentlichen Aufgabe, n?mlich auf hohem Niveau zu forschen“, sagte Rektor Prof. Karl-Dieter Gr?ske. Die Rede war von Hochschullehrern – von Lehre aber keine Rede!
Ernst-Ludwig Winnacker, 65, der derzeitige Pr?sident der Deutschen Forschungsgemeinschaft und designierter erster Generalsekret?r des European Research Council in Br?ssel, hat am 19.10.2006 in einem Interview in DIE ZEIT zum Thema der Elite-Universit?ten das Folgende dargelegt (auf die Frage hin, warum J?lich keine Universit?t sei und doch viele Doktoranden habe, aber keine Studenten): Winnacker: Na und? Man kann sich doch auch eine Hochschule ohne Studenten vorstellen, eine Graduiertenuniversit?t wie in den USA die Rockefeller University oder Caltech. Und sp?ter im Interview: Man sollte sich ohnehin ?berlegen, ob manche Disziplinen an einer Fachhochschule besser aufgehoben sind als an einer Universit?t. Betriebswirtschaft, gro?e Teile der Ingenieurwissenschaften und Jura k?nnten an Fachhochschulen verlegt werden. Oder Pharmazie: Warum muss jemand, der Aspirin verkauft, an einer Universit?t ausgebildet werden? [1].
Gute Lehre, schlechte Lehre
Die Exzellenz-Initiative hat die Lehre ausgeklammert: Elite an Universit?ten wird ohne Lehre definiert, und das f?r die angeblichen Spitzenuniversit?ten unseres Landes! Der Plan der Technischen Universit?t M?nchen, um die besten Studierenden zu werben und der Vorschlag der Universit?t Heidelberg, Lehrprofessuren einzurichten, wurde eher als frech empfunden. Eine Verringerung des Lehrdeputats wird hingegen oft als wichtigster Anreiz f?r die Anwerbung von Spitzenforschern eingesetzt. Studierende st?ren und stehen dem Forscher im Weg! Das erinnert mich an ein Schl?sselerlebnis 1973 an meinem ersten Tag als Wissenschaftlicher Assistent in der Medizinischen Klinik Marburg nach zwei Jahren Max-Planck-Institut f?r Biochemie in M?nchen, als mich ein wohlmeinender ergrauter Professor empfing: „Hier kann man wirklich hervorragend arbeiten – wenn nur die vielen Patienten und Studenten nicht w?ren“. Gute Lehre ist offensichtlich hinderlich, gute Lehre ist sch?dlich f?r die eigentliche Aufgabe der Hochschullehrer an Universit?ten. Schlechte Lehre ist vielleicht besser?
Exzellenz
Auch sprachlich bemerkt man eine erstaunliche Gedankenlosigkeit: der Begriff Exzellenz wird sonst im Deutschen nur als Titel verwendet
Zukunfts-Konzept der GMA: Exzellenz-Initiative der Lehre
Was hat das alles mit der GMA zu tun? Die GMA f?hlt sich einer umfassenden Ausbildung in der Medizin verpflichtet, die in eine ebenso umfassende wie spezifische Weiterbildung m?nden soll. Sie f?hlt sich einer Approbationsordnung verpflichtet, die eine wissenschaftlich und praktisch ausgebildete Arztpers?nlichkeit vorschreibt. Sie m?chte zu einer Elite der ?rzte, und meinetwegen auch zu einer „Exzellenz“ der medizinischen Wissenschaft beitragen. Sie kann dies nicht erreichen, indem sie nur unmittelbaren Forschungszwecken dient, ebenso wenig wie eine Universit?t, die sich als Elite-Universit?t verstehen m?chte. Die GMA ist deshalb der Meinung, dass der Exzellenz-Initiative der Forschung eine Exzellenz-Initiative der Lehre zur Seite gestellt werden mu?! Es kann nicht akzeptiert werden, dass eine Verbesserung der Forschungsleistung durch Anwerbung von Spitzenforschern zu einer Verschlechterung der Lehre f?hrt. Dies w?rde zu einem Ruin der akademischen Medizin f?hren, so wie der Zwang zur Forschungs-Elite der Universit?ten ohne Lehr-Elite den Ruin und den Verlust der Wettbewerbsf?higkeit unserer Gesellschaft bedeuten w?rde.
Qualit?t der Lehre: Weiterbildung
Lehre f?r die Weiterbildung in der Medizin wird ebenfalls (noch) nicht ernst genommen. Strukturierte Weiterbildung an Deutschen Universit?tskliniken und akademischen Lehrkrankenh?usern ist eine Rarit?t, und erst Recht an nicht-akademischen Krankenh?usern, die ohne Budget f?r die Weiterbildung geplant haben [6] und deshalb den F?hrungsnachwuchs aus anderen Kliniken, auch aus benachbarten osteurop?ischen L?ndern holen m?ssen. Die GMA hat auch hier Konzepte, die dem entgegenwirken sollen (
Anmerkung
Quelle: Duden - Deutsches Universalw?rterbuch, 6., ?berarbeitete Auflage. Mannheim, Leipzig, Wien, Z?rich: Dudenverlag 2007. ? Bibliographisches Institut F. A. Brockhaus AG, Mannheim
Literatur
[1] Zeit.de [homepage im Internet]. Interview mit Ernst-Ludwig Winnacker. Hamburg: Die Zeit. 2006;43. Zug?nglich unter: http://www.zeit.de/2006/43/B-Winnacker-Exzellenz.[2] Boyer EL. Scholarship reconsidered: Priorities of the Professoriate. Princeton, New Jersey: Carnegie Foundation for the Advancement of Teaching; 1990.
[3] Glassick CE, Huber MR, Maeroff GI. Scholarship Assessed - Evaluation of the Professoriate. San Francisco, CA: Jossey-Bass; 1997.
[4] Kreber C. Teaching excellence, teaching expertise and the scholarship of teaching. In High Educ. 2002;27:5-23.
[5] Fincher RM, Work JA. Perspectives on the scholarship of teaching. Med Educ. 2006;40:293-295.
[6] Siebolds M, Beer AB, Kiwitt P, Meyring S. Strukturierte Facharztweiterbildung. Alter Wein in neuen Schl?uchen oder Zukunftsoption? Dtsch Arztebl. 2006;103(42):A 2765-2768. Zug?nglich unter: http://www.aerzteblatt.de/lit4206.
[7] Hahn EG. GMA 400 plus (Leitartikel). GMS Z Med Ausbild 2005;22(4):Doc219. Zug?nglich unter: http://www.egms.de/de/journals/zma/2005-22/zma000219.shtml.
[8] Readings B. University in Ruins. Harvard: University Press; 1997.